Bringing out the Dead - Nächte der Erinnerung

Kinostart: 04.05.00
1999
Filmplakat: Bringing out the Dead - Nächte der Erinnerung

Kurzbeschreibung

Arbeitsalltag und Leidensweg eines Rettungssanitäters im Moloch
einer Großstadt (N.Y. Anfang der 90er), die am Rande des Kollaps
(menschlich, sozial u.a.) steht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Martin Scorsese
Darsteller:John Goodman; Nicolas Cage; Patricia Arquette
Länge:120 Minuten
Kinostart:04.05.2000
Verleih:Buena Vista Filmverleih
Produktion: Paramount Pictures, Inc., Touchstone Pictures;
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Joe Connelly's gleichnamige Romanvorlage über die nächtlichen
Erlebnisse eines Rettungssanitäters in den Straßen von New York
führt zurück in die frühen 90er Jahre. In eine Zeit, als
Verbrechen, Drogen und Bandenkriege, Prostitution und
überbordender Straßenmüll die Weltstadt an den Rand des
Untergangs führten.

Paul Schrader, ein meisterhafter Drehbuchautor, und Martin
Scorsese nahmen sich dieses Stoffes an und schufen die
apokalyptische Vision einer sterbenden Stadt. Nächte der
Erinnerung für Frank, den Sanitäter und Fahrer eines
Krankenwagens, dessen Lebensinhalt es geworden ist, Menschen am
Leben zu erhalten, die meisten aber nur noch in den Tod begleiten
kann und deren Geister ihn verfolgen. Fast ohnmächtig, ja
märtyrerhaft sein Handeln - ein Ende ist nicht absehbar. Für
viele der Gefallenen wird er zum Erlöser.

Frank, inmitten eines Kreuzweges, Hauptperson einer Passion.
Christliche Motive der Passion sind durch den ganzen Film klar
erkennbar von Scorsese und Schrader gesetzt worden: die
Kreuzigung, die Verheißung, Absolution und Erlösung, unbefleckte
Empfängnis und die Pietà. Ein Film mit einer wahrhaft
philosophischen Dimension, einer Präzision von dokumentarischer
Authentizität, die aber wiederum ins Slapstickhafte, geradezu
aberwitzige Situationen münden kann, aus denen der Held wie
unverwundbar entsteigt. Jede der Nachtfiguren, ob Opfer, Helfer,
aber auch Randfiguren, haben ihre besondere Bedeutung in diesem
Passionsspiel.

Alle Rollen sind hervorragend besetzt; das Spiel wirkt
überzeugend echt, vor allem das des brillanten Nicolas Cage.
Ausstattung und Maske, eine überragende Kamera und perfekte
Montage sowie die sparsam eingesetzte Musik verdichten die
authentische Atmosphäre noch zusätzlich. Vom amoklaufenden
Taxi Driver der 70er Jahre zum ohnmächtigen Retter der verlorenen
90er: Scorsese und Schrader ist wiederum ein Bild des Molochs
New York gelungen, das erschreckt und doch gleichzeitig Hoffnung
läßt. Ein Meisterwerk von seltener Eindringlichkeit.