World Trade Center

Kinostart: 28.09.06
2006

FBW-Pressetext

Bewegend, spannend, sehr ergreifend: Indem Oliver Stone sich auf die Perspektive zweier verschütteter Polizisten konzentriert, öffnet er den Blick auf die Verunsicherung, die der 11. September 2001 hinterlassen hat. Stone vermeidet alle katastrophengierigen und sensationellen Mätzchen. Fast dokumentarisch zeigt er, wie der Terror in den Alltag bricht. Als Propagandafilm ungeeignet, wird hier das Politische privat und das Private politisch. Ein sehr menschlicher Film gegen die Abwesenheit der Männer im Felde.

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Oliver Stone
Darsteller:Nicolas Cage; David J. O'Donnel
Drehbuch:Andrea Berloff
Weblinks:filmsortiment.de;
Länge:129 Minuten
Kinostart:28.09.2006
Verleih:Universal
Produktion: Paramount Pictures, Paramount Pictures; Double Feature Films; Intermedia Films; Kernos
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

ewegend, spannend, sehr ergreifend: Indem Oliver Stone sich auf die Perspektive zweier verschütteter Polizisten konzentriert, öffnet er den Blick auf die Verunsicherung, die der 11. September 2001 hinterlassen hat. Stone vermeidet alle katastrophengierigen und sensationellen Mätzchen. Fast dokumentarisch zeigt er, wie der Terror in den Alltag bricht. Als Propagandafilm ungeeignet, wird hier das Politische privat und das Private politisch.

Basierend auf der Originalgeschichte von zwei Polizisten, die am 11. September 2001 beim Terroranschlag auf das New Yorker World Trade Center verschüttet wurden, erzählt Regisseur Oliver Stone bei größtmöglicher Authentizität und sehr behutsam die Geschichte der Verschütteten und besonders auch der betroffenen Angehörigen. Ihre Welt geriet von einem Tag auf den anderen aus den Fugen. Der Film zeigt, wie der Terror in die Normalität einbricht und niemand auf so etwas vorbereitet ist. Oliver Stone verzichtet auf effekthascherische Action, obwohl es sich hier auch um einen klassischen Katastrophenfilm handelt. Vor dem Hintergrund der realen Tragödie, die bis heute fortwährt, gelingt Stone ein geradliniger „ziviler“ Film, der ans Herz geht und tief berührt.

In ehrlichen und ergreifenden Bildern, je aus dem Blickwinkel der Betroffenen, zeichnet Oliver Stone nicht unbedingt das Bild der Katastrophe, wie die Fernsehzuschauer damals weltweit sekündlich über die Ereignisse des 11. September 2001 auf dem Laufenden gehalten wurden. Die Perspektive des Films ist nicht die globale, sie ist die von einfachen Menschen. Zur Sicht der betroffenen Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Sanitätern gehörte es eben gerade nicht, über die Abfolge und die Dimension der Ereignisse informiert zu sein. Vor Ort gab es keine Informationen und so wussten viele Helfer nicht einmal, dass nach dem Einschlag des ersten Passagierflugzeugs in einen Turm des World Trade Centers (WTC) ein zweites Flugzeug folgte, um im zweiten Turm einzuschlagen. Die Hilfskräfte wurden in die Türme geschickt, ohne dass es einen Evakuierungsplan oder sonstige Katastrophen-Hilfsplanungen gegeben hätte, obwohl ein Bombenanschlag auf das WTC von 1993 die Entwicklung solcher Pläne dringend nahe gelegt hätte.
Unverholen übt Stone Kritik an unfähigen Behörden, die seine „Helden“ verheizt und im Stich gelassen haben. Einen funktionierenden Funkverkehr, über die sich die Helfer gegenseitig hätten informieren können, gab es praktisch nicht, die Mobilfunknetze waren sofort überlastet. So waren die Hilfskräfte mehr oder weniger auf sich selbst gestellt, obwohl die meisten sich in den örtlichen Gegebenheiten nicht auskannten oder sogar zum ersten mal überhaupt im Gebäude waren.

Eine bemerkenswerte Qualität des Films ist es, dass er sich auf die Zeitzeugen bezieht und auch Originaldokumentarmaterial integriert. Handwerklich ist der Film perfekt gemacht, wie man es von einer großen Produktion erwarten kann, wobei Sounddesign, Tonspur und die Kameraarbeit besondere Erwähnung verdient. Die einstürzenden Hochhaustürme werden im Bild nicht gezeigt, zu hören ist das alles nur aus der Perspektive der sogleich Verschütteten. Die Zuschauer werden des unglaublichen Donnergrollens der einstürzenden Stockwerke zunächst nur über die Vibration tiefer Tonfrequenzen gewahr, wie auch über Gebäudeteile, die schemenhaft an den wenigen Fensterflächen vorbeifliegen, bis Schutt und Staub das ganze Erdgeschoss einhüllen.