Villa Air Bel - Varian Fry in Marseille 1940/41

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die Diskussion ergab keine einheitliche Meinung zum Stil uznd Konzept dieses Films. Einerseits wurde es als notwendig bezeichnet, die jeweiligen Interview-Partner in ein sie kennzeichnendes und für sie typisches Ambiente zu stellen, andererseits, so hieß es, verführten diese wechselnden Backgrounds (vielleicht dank des Ehrgeizes eines renommierten Kameramanns) dazu, sich optisch selbständig zu machen, die Aufmerksamkeit von den Statements abzulenken, auch sie durch überflüssige Nebengeräusche zu beeinträchtigen, sowie den Eindruck einer inhaltlichen Überfrachtung zu erwecken, die der Vermittlung des Themas angesichts seiner filmischen Länge nicht gut bekäme. DIeses Thema aber sei um so wichtig, als die Leistung des amerikanischen Journalisten Varian Fry, der im Kriegsjahr 1940 in Frankreich zahlreiche von den Nazis verfolgte Menschen gerettet hat, bisher zu wenig bekannt wurde. Leider wartet der Film einigen, seiner Aufgabe nicht angemessenen Ablenkungen auf. Am Anfang wird ein Krimi-Effekt serviert, der seine inhaltliche Deutung schuldig bleibt. Ermüdende Längen durch Wiederholungen stellen sich ein. Eine Ökonomie in der Darstellung der manchmal nur angetippten Schicksale und Biographien hätte zu einer stärkeren Konzentration auf die Arbeit Fry's und damit zu einer subtanzielleren Würdigung einer historischen humanen Tat geführt.

Obwohl sich - darüber bestand Einigkeit - dieses Thema einer filmischen Interpretation eigentlich entzieht und mehr Hörfunk-Eignung aufweist, wird es, verglichen mit anderen zeitgeschichtlichen Dokumentationen, als weithin gelungene Realisierung und verdienstvolle Leistung empfunden, die die Vergangenheit zutreffend darstellt und auch ihre Verfolgung bis in die Gegenwart kompetent gestaltet.