Vakuum

Filmplakat: Vakuum

FBW-Pressetext

Marcel ist 12 Jahre alt und lebt in einem Heim. Er ist der Außenseiter, der zu keiner Gruppe gehört. Von einigen Mitschülern wird er immer wieder getriezt, und es scheint keinen zu geben, der ihn in irgendeiner Weise verteidigt oder beschützt. Eines Tages findet Marcel jedoch etwas, was ihm die Tür zur Beliebtheit öffnet. Doch dieser Eindruck trügt. Felix Ahrens, der an der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ Regie studiert, gelingt mit seinem 25-minütigen Kurzfilm etwas Erstaunliches und Beeindruckendes: Mit nur wenigen Dialogen und einer unglaublich nahen Handkameraführung schafft er Atmosphäre und berührt den Zuschauer mit der Geschichte über einen Jungen, der um Anerkennung in der Gruppe kämpft. Dass dies so wunderbar eindrucksvoll funktioniert, liegt an der klugen Dramaturgie und Bildführung, die den Blick des Zuschauers immer ganz genau auf das lenkt, was wichtig und bedeutsam ist, ohne jedoch zu viel mit der Kamera vorwegzunehmen. Die Größe und Weite des Raums ist dabei nie wichtig, denn im Zentrum steht immer Emil von Schönfels als Marcel, der über eine unfassbare Ausdruckskraft verfügt. Seine Gesten sind ganz ruhig und genau, die Gefühle vermitteln sich nie über eine große Dramatik, auf die Ahrens generell verzichtet. Doch in seinem Gesicht ist alles eingeschrieben, jede Gefühlsregung, jede Wut, jede Trauer, jeder Frust. VAKUUM ist ein ruhig erzähltes und dennoch intensives Kurzfilmdrama, das packt und berührt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Felix Ahrens
Darsteller:Emil von Schönfels; Yuri Völsch
Drehbuch:Felix Ahrens; Lucas Flasch
Kamera:Valentin Selmke
Schnitt:Michal Kuleba
Musik:Jens Heuler
Länge:25 Minuten
Verleih:Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf
Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Förderer:Filmuniversität Babelsberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein außergewöhnlicher Blickwinkel zeichnet den 25 Minuten langen Kurzspielfilm aus. Felix Ahrends erzählt nicht aus der Perspektive seines Protagonisten, sondern mit einem genauen Blick auf ihn. Die extrem bewegliche Handkamera folgt ihm in langen Einstellungen, schaut ihm aber meist nicht, wie sonst üblich, über die Schulter, sondern ins Gesicht. Seine Umgebung wird so zu einem irritierend großen Teil ausgeblendet und viele Informationen darüber, in welchem Kontext und welchen Situationen er sich befindet, werden eher indirekt durch Informationen an den Bildrändern oder auf der Tonebene gegeben. Das stellt große Anforderungen an den Hauptdarsteller, und diese meistert der junge Emil von Schönfels bravurös. Er spielt den 12jährigen Marcel, der wie in einem Vakuum lebt. In der Schule ist er ein extremer Außenseiter, der von seinen Mitschülern entweder ignoriert, oder gemoppt und schikaniert wird. Er lebt in einer Heimsituation, die man kaum als sein Zuhause bezeichnen kann. Die Erwachsenen geben ihm in ihren kurzen Ansprachen nur Regeln vor und stellen ihm die Konsequenzen einer Nichtbefolgung in Aussicht. Nachts sammelt er aus Abfallbehältern Pfandflaschen ein und bei einem dieser Beutezüge ändert sich die Situation von Marcel dadurch, dass er sowohl Geld wie auch eine Waffe findet. Mit dem Geld will er die Zuneigung seiner Mitschüler kaufen. Aber ein kurzer Moment, in dem er glaubt, endlich wahrgenommen und anerkannt zu werden, endet in Ernüchterung und Wut. Diese treibt ihn an einen Scheideweg, an dem sich sein Leben und das eines gleichaltrigen Jungen unwiderruflich ändern könnten. Doch in dieser Situation handelt Marcel zum ersten Mal souverän und so endet der Film damit, dass er sein Vakuum verlassen kann. Die eigenwillige Bildsprache verlangt dem Zuschauer viel Konzentration ab, aber durch sie gelingt es Ahrens, erstaunlich authentisch und komplex zu erzählen. Und er weckt Empathie für seinen Protagonisten. So zeugt VAKUUM von einem vielversprechenden Talent und deshalb wird diesem Studentenfilm das Prädikat „besonders wertvoll“ zugesprochen.