Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
In dieses sensible Beziehungsdrama einer Mutter zu ihrer Familie und vor allem zu ihrem 17jährigen Sohn, den sie um jeden Preis von seinem zwielichtigen älteren Freund zu retten versucht, mischen sich zwar auch Thrillerelemente, geht es doch um Totschlag, Erpressung und schließlich Mord. Doch in erster Linie erzählt dieses fesselnde Drama vor der Kulisse einer malerisch schönen Landschaft am Lake Tahoo in Nevada von einer Familie, deren scheinbar idyllisch heile Welt unter dem Ansturm von unvorhergesehenen Ereignissen zerbricht. Tilda Swinton spielt meisterhaft eine einsame Frau, die mit ihrem Schwiegervater und den drei Kindern alleine in einem Haus am See lebt. Ihr Mann dient als Kapitän auf einem Flugzeugträger und überläßt ihr die Bürde des alltäglichen Lebens mit der Familie. Diese Familie funktioniert so lange bis die Mutter erkennt, das ihr über alles geliebter Sohn, schweigsam, introvertiert und empfindsam, ganz anders ist als sie immer glaubte. Die Tragödie, die nun ihren Lauf nimmt, wird bis zur letzten Konsequenz ausgeleuchtet und analysiert. Dennoch bleibt die Dramaturgie stets subtil und entwickelt vor allem neben allen anderen aktionsreichen und spannenden Szenen eine innere Dramatik, die unter die Haut geht. Dazu tragen nicht nur die Darsteller und die optisch reizvollen Bilder von der fast unberührten Landschaft und dem Haus am Seeufer bei, das wie ein stiller Beobachter der Ereignisse wirkt. Besonders beeindruckend sind zudem die dezente Musik und die Verknüpfung des Psychogramms der komplexen familiären Verhältnisse mit der sehr zarten Schilderung einer sich anbahnenden, aber unerfüllten Romanze zwischen der Mutter und dem Mann, der zunächst ihre Existenz bedroht und dann zu ihrem einzigen wahren Freund wird. Doch auch in diesen Szenen bleibt die Handlung trotz aller angedeuteten Emotionen stringent zurückhaltend und deshalb verstörend intensiv.