System ohne Schatten

Kurzbeschreibung

Ein Dealer verführt mit Hilfe einer Schauspielerin einen Computerfachmann zu einem raffiniertem Banken-Coup.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Kriminalfilm; Gangsterfilm
Regie:Rudolf Thome
Darsteller:Bruno Ganz; Hanns Zischler; Dominique Laffin; Sylvie Kekulè; Konstantin Papanastasiou; Joachim Grigo
Drehbuch:Jochen Brunow
Kamera:Martin Schäfer
Schnitt:Ursula West
Musik:Dollar Brand
Weblinks:filmfriend.de;
Länge:115 Minuten
Produktion: Moana-Film GmbH Rudolf Thome, Anthea Filmgesellschaft
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Bewertungsausschuß hat dem Film mit 3:1 Stimmen das Prädikat besonders wertvoll erteilt.

Die Entscheidung der Mehrheit des Bewertungsausschusses für das höchste Prädikat ist das Ergebnis einer eingehenden, zum Teil kontrovers geführten Diskussion. eine Gewissen Rolle spielte dabei, ob die dramaturgischen Ungewöhnlichkeiten, die Nuancen, die den Film auszeichnen, nicht doch zu fein gesponnen seien, nicht etwa nur für das Verständnis des breiten Kinopublikums, sondern noch in einem anderen Sinn, nämlich ob hier, einem gegenüber auch guter Konvention sehr bewusst abweichenden dramaturgischen Rezept zu liebe, nicht zu weit gegangen worden sei.

Aber eben dies, auch die damit verbundene Frage, macht den Film ausnehmend interessant. In gewisser Weise ist es ein Anti-Actionfilm. Schon der sehr eigenartige, aber insgesamt doch wieder „stimmende“ Rhythmus seiner Machart kann zunächst den Zuschauer befremden. Sehr ausführliche, lange Sequenzen wechseln ab mit im Vergleich dazu sehr knappen Passagen. Dabei ist nun überraschend, dass die eigentliche Handlung sich gerade aus den knappen Passagen allmählich zusammensetzt, die langen Ausführungen damit aber kaum etwas zu tun haben. Während üblicherweise jede Art von Erzählung, aus dem zufällig oder beliebig Vorhandenen, den eigentlichen Faden der Story mehr oder weniger direkt herauspräpariert und diesen Faden kontinuierlich oder gebrochen bis zum Ende verfolgt, wird hier beliebige, vielleicht nur scheinbar beliebige Wirklichkeit nicht nur nicht abgestreift, sondern in aller Breite der Story sozusagen dazu geliefert, oder anders ausgedrückt: beibehalten. Eben dies gibt dem Film die Besonderheit seiner Dramaturgie.

Zu seiner Besonderheit und Interessantheit gehört nun allerdings, und das ist für die Vergabe des Prädikats „Besonders wertvoll“ mit entscheidend, auch, wie er im Einzelnen gemacht ist. Dieses Einzelne verlangt auch vom Zuschauer eine besondere Bereitschaft, darauf einzugehen. Es ist ja kein „Krimi“, mit einer Spannung, die etwa auf das allmähliche Aufdecken eines Falles aus wäre; die Spannung hier kommt nur sehr allmählich zustande und auf langen Strecken nur dadurch, dass jeden Augenblick nichts – noch nichts – passiert. Das Dramatische spielt sich, wie allgemein schon angedeutet, in Nuancen ab, vorzüglich in den Menschen des Films und hier wiederum in besonderer Weise in ihren Gesichtern. Das ist hervorragend fotografiert, wobei die Kameraführung und die Führung der Darsteller intensiv zusammenspielen. Aus der schon angesprochenen zufälligen Fülle von Wirklichkeit und den Handlungsfaden herum werden in vier „fremden“ Sequenzen retardierende Momente von eigenem Gewicht angeführt, die als dazugehörig anzunehmen nicht ganz leicht ist, zumal diese Momente (das Cellospiel, die Sängerin, die Regieszene im Theater, die trommelnden Wikinger) das Interesse vom eigentlichen Handlungsfaden eher wegführen. Das eine oder andere scheint auch darauf angelegt zu sein, den Zuschauer andere mögliche Handlungsfäden selbst weiterspinnen, dazu erfinden zu lassen

In allem zeigt sich eine – wenn auch überraschende und eigenwillige – souveräne Regie, die sich konsequent auf das konzentriert, was der hier gewählten Dramaturgie entspricht. Im Übrigen ist insgesamt die Farbfotografie mit ihren unterkühlten, gelegentlich kalt kalkulierten Farben von hoher Qualität. Die Leistung der vier Hauptdarsteller, nicht zuletzt der beiden Frauen, trägt wesentlich zu der sich langsam einstellenden, ungewohnten, gewissermaßen verdeckten Faszination dieses Films bei.