Spaltprozesse

Kurzbeschreibung

Dokumentation über die Demonstration am Baugelände im Wackersdorf und die Reaktionen der unmittelbar betroffenen oberpfälzischen Bevölkerung.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Bertram Verhaag; Claus Strigel
Länge:99 Minuten
Produktion:

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Von der Planung, bei Wackersdorf eine Wiederaufarbeitungsanlage zu errichten, wurden die Menschen in der Oberpfalz spätestens seit der Veröffentlichung der Standort-Entscheidung im Februar 1985 mit wachsender Unruhe erfüllt. Oberpfälzer Bürgerinnen und Bürger des Freistaates Bayern, die auch hier seit vielen Jahren ihre Heimatverbundenheit und ihrem Lebensverständnis nicht zuletzt durch große Mehrheiten für die CSU Ausdruck gegeben haben, sahen sich angesichts der politischen Wackersdorf-Verfahren zunehmend in ihrer menschlichen Würde und ihren Grundrechten verletzt. Der Film zeichnet die Prozesse der wachsenden Solidarisierung unter den Betroffenen einerseits, der zunehmenden Militarisierung des "Projektschutzes" andererseits mit dokumentarischer Subtilität und engagierter Parteinahme zugunsten der Protagonisten nach. Durch dokumentarisch vertraute Protokollformen öffnet die teilnehmend-beobachtende Kamera die Augen des Zuschauers für Vorgänge aus dem Eigensinn bürgerlicher Zivilcourage, die kein anderes Berichtsmedium auch nur annähernd vergleichbar wiedergeben könnte.

Der filmischen Kraft gerade derjenigen Bilder, in denen unaufhebbare Widersprüche dieses Verständigungskonfliktes zwischen repräsentativer Obrigkeit und spontanem Bürgerwillen, der bis in die Familien hineinwirkt, ihre Artikulation suchen, wird sich kein sensibler Zeitgenosse entziehen können - schon gar nicht dort, wo die optische Montage vom Ton stimulierend mitgetragen wird. Wenn nach Meinung des Ausschusses diesem engagiert-dokumentarischen Zeitfilm nicht das höchste Prädikat zugesprochen werden kann, liegt dies vor allem daran, dass der Film sich insgesamt auf keineswegs neuen, weiterführenden Aufnahme- oder Schnittebenen bewegt. Ein Platz in der Reihe wichtiger filmischer Zeitdokumente zur Öffentlichkeits- und Bewußtseinsgeschichte unserer Jahre dürfte ihm auf jeden Fall sicher sein.