Siesta

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat dem Film mit 4:1 Stimmen das Prädikat "besonders wertvoll" erteilt.

Um die zentralen Themen des Verhältnisses von Liebe und Tod, von Schuld und Sühne, von Leidenschaft und Erinnerung dreht sich dieser Spielfilm, der den Ausschuss vor allem durch die geschlossene Dramaturgie, durch die gelungenen formalen Mittel und ihre Ästhetik beeindruckte. Eine junge Amerikanerin wacht anscheinend verletzt neben einem Flughafen auf und versucht, zu rekonstruieren, was mit ihr in den vergangenen Stunden und Tagen geschehen ist. Schritt für Schritt wird der Zuschauer in eine geheimnisvolle Geschichte hineingezogen und damit löst sich das Rätsel auf immer wieder faszinierende und beklemmende Weise. Die junge Frau ist Opfer eines Mordes aus Leidenschaft geworden, weiß aber noch nicht, dass sie das Opfer war, und versucht immer wieder vergeblich in das Leben, d.h. in ihr altes Leben in Amerika - der Film spielt in Spanien - zurückkehren. Sie muss sich zum Schluss damit abfinden, dass das Leben vorbei ist, ihr aber die Erinnerung und vor allem aber die Liebe offensichtlich noch über den Tod hinaus bleiben.

Diese Geschichte wird an keiner Stelle auf billige Art und Weise umgesetzt und auch wenn gelegentlich die Handlung kompliziert und die Gestaltung artifiziell erscheinen, so ergibt sich doch insgesamt ein packendes Drama, das das sehr delikate Thema der Beziehung von Liebe und Tod und der Akzeptanz von Tod auf subtile und auch kinogerechte Weise behandelt. Die gelegentlich irrealen Sequenzen lassen erkennen, dass hier nicht eine geradlinige Liebesgeschichte erzählt wird, sondern mehr ausgedrückt werden soll, als man zunächst anhand der Handlung zu erkennen glaubt.

Aufgrund dieser offensichtlichen Qualitäten und trotz kleiner Schwächen, wie der gelegentlich zu komplizierte Handlungsaufbau, hat sich das Ausschuss zur Vergabe des höchsten Prädikats entschlossen.