Ozeanische Gefühle

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat dem Film mit 4:1 Stimmen das Prädikat "besonders wertvoll" erteilt.

Mit den erhellenden Elementen der Komödie werden in diesem Film Menschen zusammengebracht, die aus sehr unterschiedlichen 'Single'-Situationen heraus aufeinanderstoßen. Jeder von ihnen steckt in einer Krise seines Lebenslaufes und schaut sich nach Wegen um, auf denen von neuem Sinn für die eigene Existenz zu gewinnen wäre. Neara, die Kinderbuchautorin, und der Buchhändler William - mit nuancenreich angespielter Vergangenheit als früherer Familienvater - stehen als Hauptfiguren für eine Ensemble von Menschen, die ihre alten Bindungen verloren haben und nun versuchen, sich ganz eigene 'Freiheitsträume' zu erfüllen. Mit ihrer "verrückten Idee", die Riesenschildkröten aus deren unnatürlicher Zwangslage im Londoner Zoo zu befreien und in die Freiheit des Meeres zurückzubringen, lösen sie eine menschliche Situations-'Verschwörung' aus, die zum Erzählrahmen für die Entwicklung subtil-humorvoller Persönlichkeitsprofile wird.

Die Figurenkonstellationen sind bis ins letzte physiognomische und Bewegungs-Detail hinein treffsicher inszeniert, ohne aufdringlich zu werden. Der Käfig als Symobol wird niemals mit abwegiger Überkonsequenz in die menschliche (Selbst-) Isolation hineinprojiziert; in kleinen Gesten kommen die Psychogramme der Beteiligten eher zur Geltung als im Großangelegten - eine Kunst, die 'unverwechselbar britisch' bleiben dürfen. Wo man auf Überraschendes, keineswegs zu Erwartendes eingestimmt ist, ereignet sich dann "das ganz Normale" - und man ist schmunzelnd verblüfft. Wo die Musik vielleicht etwas zu (über-) betonend eingesetzt ist, bleiben die darstellerischen Leistungen, die witzig-tiefsinnigen Dialoge und die einfallsreiche Kameraperspektive doch so mitreißend handlungskonsequent, bis in die kleinsten 'Nebenschauplätze' hinein, dass kein Kinobesucher menschlich unbereichert heimgehen wird.