Opfer

Kinostart: 08.01.87
1986
Filmplakat: Opfer

Kurzbeschreibung

Angesichts atomarer Bedrohung gelobt ein Schriftsteller, alles aufzugeben, was er liebt und besitzt, wenn es nur so bleibt, wie es vorher war.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Andrej Tarkowskij
Darsteller:Allan Edwall; Susan Fleetwood; Gudrún Gísladóttir; Erland Josephson; Vallerie Mairesse
Drehbuch:Andrej Tarkowskij
Kamera:Sven Nykvist
Schnitt:Andrej Tarkowskij
Musik:J.S. Bach; schwedische und spanische Volksmusik
Länge:149 Minuten
Kinostart:08.01.1987
Verleih:Concorde
Produktion: AB Svensk Filmindustri, Stockholm, Argos Films, Neuilly; Film Four International, London; Josephsons & Nykvist HB; Sendrew Film & TheaterAB; Severiges Television SVT 2, Stockholm; Ministere de la culture, Stockholm;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Ausschuss hat dem Film einstimmig das Prädikat besonders wertvoll erteilt.
Mit dieser Entscheidung möchte der Bewertungsausschuss seiner Bewunderung dafür Ausdruck geben, in welchem Maße es dem sowjetischen Regisseur im Geist des von ihm verehrten schwedischen Kollegen Ingmar Bergman, in der philosophisch-existentialistischen Tradition des Franzosen Sartre und des Engländers Beckett sowie in der dichterischen Nähe von Strindberg und Tschechow gelungen ist, ein Filmepos nordeuropäisch-slawischen Zuschnitts zu schaffen, das über nationale Grenzen hinweg Allgemeingültiges über die Situation bedrohter Menschlichkeit Aussagt.

Tarkowskij unterlässt nichts, um seinem Publikum den Zugang zu dieser Geschichte zu erschweren. Er errichtet dramaturgische Hürden – langatmige Selbstdarstellungen der Protagonisten, die alle heftig an sich leiden, umständliche Einbeziehung von Gleichnissen und Anekdoten, Anhäufung bildlicher und akustischer Symbole – und verwehrt dem Auge den Zugang, indem es ihm kulinarische Bilder vorenthält. Solange die unmittelbare Bedrohung über der Szene hängt, beschränkt sich die Kamera auf die Vermittlung einfachster, farbloser optischer Signale – und dennoch wird dieser Abschnitt zum spannendsten des Films. Ist die Gefahr vorbei, die Unabwendbarkeit des Opfers also bestätigt, stellt sich Farbigkeit wieder ein und explodiert geradezu in der malerischen Grausamkeit des brennenden Hauses.

Wer Geduld genug aufbringt, abzuwarten, hinzuschauen und zuzuhören, wird reich belohnt : mit der Erkenntnis, dass Tarkowskij es fertiggebracht hat, in einer scheinbar privaten Parabel die Tragödie von der bevorstehenden Zerstörung des Bürgertums als Schreckensvision an die Wand zu malen und dem einsichtigen klarzumachen, dass es bei der Vision nicht bleiben wird. Der gläubige Autor hat dennoch Zeichen von Hoffnung zu setzen verstanden; wer sie erkennt, wird ihm zustimmen in der Auffassung, dass Resignation das letzte Mittel ist, auf die Bedrohung zu reagieren.

Der Bewertungsausschuss bezieht in seinen Lobspruch ausdrücklich die Leistung des Hauptdarstellers, des Kameramanns und des Tonmeisters ein, der es verstanden hat, Geräusche zum filmischen Ereignis werden zu lassen.