Marie- Eine wahre Geschichte

Kurzbeschreibung

Eine alleinstehende Mutter erhält beim Gouvernör die Vertrauensstellung und Zuständigkeit für Gnaden- und Bewährungsfälle, aber sie weigert sich, bei politischen Intrigen, Korruption, Rechtsbeugung behilflich zu sein
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Episodenfilm
Regie:Roger Donaldson
Darsteller:Jeff Daniels; Morgan Freeman; Sissy Spacek
Drehbuch:John Briley
Kamera:Chris Menges
Schnitt:Neil Travis
Musik:Frances Lai
Länge:112 Minuten
Produktion:

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In der amerikanischen Geschichte und Filmgeschichte hat es Fälle, in denen ein einzelner mit wenigen Freunden dem Recht gegenüber dem Unrecht vor Gericht zum Siege verhalf, oft gegeben. Dies ist angesichts der emanzipatorischen Intention gegenüber Unmenschlichkeit und Unterdrückung ein "ideologischer" Bestandteil amerikanischer Selbstverständnisses und der Verfassung - wie Rechtsgeschichte der USA - im Zusammenhang mit einer auf Präzedenzfälle abgestellten Rechtsprechung noch zusätzlich motiviert und verständlich.

Am Beispiel einer Frau, nämlich Marie Ragghianti aus Tennessee, wird diese Situation, die sich im Zusammenhang mit Korruption, Ämterpatronage und Bestechung Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre dort erneut abspielte, in diesem Film exemplifiziert: sie, die als alleinstehende Mutter für ihre drei Kinder und die eigene Mutter zu sorgen hat, wird als die für Bewährungs- und Gnadenfälle zuständige Beamtin zur Kämpferin fast wider Willen gegen die Korruptheit, weil sie Unrecht nicht geschehen lassen kann.

Derartige politisch wie publizistisch brisante und ausgeschlachtete Konstellationen hat man im Kino schon oft gesehen, ihre Helden auch bewundern können. Doch dieser Film ist behutsamer - und darin liegt (neben der Tatsache, daß nur eine Frau im MIttelpunkt steht) - seine Qualität. Denn er vermeidet die Schwarz-Weiß-Zeichung, vermeidet Hektik des Geschehens und actionreiche Dramatik, entfaltet die Voraussetzungen und Konstellationen der Akteure in aller, gelegentlich fast zu großer Ausführlichkeit. Dies gelingt ihm überzeugend, weil die Besetzung und die Führung der Gestalten "stimmt". Sie sind als Menschen, mit ihren Eigenarten und Intentionen nie vollkommen unverständlich, sind durch Schauspielerinnen und Schauspieler vergegenwärtigt, die - bei aller Gradlinigket der Charaktere - nuancenreich im Rahmen ihrer Ziele und ihres Herkommenes agieren und reagieren. So gibt es denn in diesem Film letztendlich auch keine Helden und keine Heldin: was hier sich vollzieht, ist kein happy end, sondern ein Teilsieg auf einem langen Weg, dem noch viele Siege folgen müssen, damit man dem Ziel menschlicher und menschenwürdiger Gerechtigkeit näher kommt.