Kûnstscheissé

Filmplakat: Kûnstscheissé

FBW-Pressetext

Der Plan ist im Grunde recht simpel und schnell besprochen. Einbrechen in die heiligen Hallen der Kunsthochschule, gespraytes Statement gegen das bürokratisch-steife und elitäre System setzen, wieder raus. Doch irgendwo zwischen Schritt zwei und drei läuft etwas schief. Die Polizei rückt an, Nio und Mira können fliehen. Korbi jedoch nicht. Kurze Zeit später sitzt er auf dem Revier und wartet auf seine Strafe. Die kommt aber nicht. Dafür eine Kunstprofessorin, die Korbis „Kunstwerk“ einmal näher betrachtet hat. Und dabei erstaunliches festgestellt hat. Die Produktion des nicht-kommerziellen Kollektivs „Bildsturz e.V.“ macht von der ersten Sekunde an seine beabsichtigte Wirkung als selbsternannter „Punkfilm“ deutlich: mit schnellen Umschnitten, verkanteten Bildern und reduziert-pointierten Dialogen. Dabei nimmt der Film mit Augenzwinkern Bezug auf das elitäre Denken der Kunstwelt und behandelt damit ein zeitlos relevantes Kultur-Thema. Gerade im sehr klugen und stimmigen Spiel mit Licht und Ton zeigt das Team rund um KUNSTSCHEISSÉ dazu großes Können, welches Lust macht auf weitere Produktionen des Kollektivs. KUNSTSCHEISSÉ ist rotzig, frech, eben unangepasst. Und macht genau deshalb einen einen riesengroßen Spaß.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Kurzfilm
Regie:Mark Menzel
Darsteller:Sebastian Laux; Anke Sevenich; Rakim Hazaz; Yasmin Slama
Drehbuch:Mark Menzel
Kamera:Ole Schreiter
Schnitt:Andrea Reckenthäler; Mark Menzel
Musik:Swiss und die Andern
Webseite:bildsturz.de;
Länge:6 Minuten
Produktion: Bildsturz Kollektiv e.V.

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Geschichte dreier Sprayer – zwei junge Männer und eine Frau – die bei einer Sprühaktion gegen eine elitäre Kunsthochschule erwischt werden, beginnt gewollt klassisch: Der anarchistische nächtliche „Vandalismus“-Coup geht schief, einer wird vom Security-Dienst gestellt, die anderen entkommen in die Nacht.
Bis zu diesem Punkt hat der Film bereits große filmische Qualitäten bewiesen. Die kurzen prägnanten Dialoge, aber vor allem die witzigen Kameraperspektiven, wie der Blick in eine Toilettenzelle von schräg oben, ohne dabei irgendwie eingeschränkt zu wirken – inklusive Kamerafahrt auf Augenhöhe der Drei, die aus dieser gut gewählten und gestalteten, klischeehaft graffiti-übersäten Toilette schwarz maskiert losziehen.
Als sehr gelungen empfindet die Jury auch das Kontrastsetting der elitären „Kunsthochschule“ als weiß, steril und eher einer Unternehmensberatungszentrale angenäherten Institution.
Der Sprayer wird von der Hochschulpräsidentin nicht der Polizei übergeben, sondern als neues, frisches Kunsttalent einer konformen, in weißen Pullovern fast uniformen (gute Kostüme) Studierendenschaft präsentiert. Am Ende muss er sich entscheiden: gefeierter, institutionell eingebundener, „unfreier“ Künstler oder weiter Anarcho.
Die Jury empfand die sechs Filmminuten von KUNSTSCHEISSÉ als wunderbar plakativ und dynamisch bei gleichzeitigem Witz und gelungener Spannung. Auch wurden Licht und Ton professionell gesetzt. Allenfalls die Dialoge wirkten für die Jury in manchen Momenten leicht aufgesagt.
Die im Film ironisch präsentierte Kunstpreis-Trophäe „Raum für Schöpfungshöhe“ erkennt die Jury KUNSTSCHEISSÉ gerne zu und vergibt das höchste Prädikat BESONDERS WERTVOLL.