Insomnia

Filmplakat: Insomnia

FBW-Pressetext

A-Ra ist Schauspielerin und gewohnt, vor einer Kamera zu stehen, sich zu präsentieren, nie allein zu sein. Doch jetzt liegt sie in ihrem Hotelzimmer im Bett und ist genau das: allein. Außerdem kann A-Ra nicht schlafen. Egal, was sie probiert, es klappt einfach nicht. Woran das liegt, weiß A-Ra selbst nicht genau. Aber je verzweifelter sie versucht, zu entspannen, desto mehr spürt sie den Druck, der auf ihr lastet. Und den sie einfach nicht mehr ertragen kann. Der Kurzspielfilm INSOMNIA der Filmemacherin Su-Jin Song ist auf den ersten Blick eine Reflexion über die Sinnhaftigkeit und Oberflächlichkeit permanenter Ablenkung durch digitale Medien und soziale Netzwerke. Doch je mehr die Zuschauenden in die unruhige Nacht der Protagonistin – intensiv verkörpert von Rebecca Soraya Zaman – eintauchen, desto mehr ist zu spüren, wieviel Leere in einem solchen Leben stecken kann, welches sich nur durch permanente Selbstdarstellung definiert. Song und ihr Kameramann Fabian Klein nutzen das Setting eines Hotelzimmers geschickt, um gleichzeitig Enge und eine Form von „Hochglanz-Einsamkeit“ zu verdeutlichen. Dazu gibt es immer wieder die Blicke der Protagonistin in die Kamera, die auch die Zuschauenden in die Mitverantwortung nehmen. Die mit einzelnen Geräuschen spielende Soundebene entwickelt, ebenso wie die Dramaturgie, einen zunehmenden Sog. Und am Schluss entlässt der Film die Zuschauenden in ein offenes Ende, bei dem alles möglich zu sein scheint: Hoffnung, Furcht, Aufbruch oder Resignation. In knapp 15 Minuten erbringt INSOMNIA den Beweis, wie dicht, konzentriert und mitreißend ein Kurzfilm erzählen kann.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Su-Jin Song
Darsteller:Rebecca Soraya Zaman
Drehbuch:Su-Jin Song
Kamera:Fabian Klein
Schnitt:Friederike Dörffler
Musik:Headache, Cylvester
Webseite:ffmop.de;
Länge:14 Minuten
Produktion: autumn song production Su-Jin Song
FSK:12
Förderer:Film- und Medienstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mit dem Titel eines Films in die Fußstapfen des Regisseurs Christopher Nolan zu treten, ist eine enorme Herausforderung. Dies meistert Su-Jin Song in ihrem Kurzfilm, zu dem sie auch das Drehbuch geschrieben hat, bravourös. Erzählt wird auch keine Kriminalgeschichte, wie bei Nolan. Es geht um eine junge Schauspielerin, die an Schlaflosigkeit leidet.

Es wird schnell deutlich, dass die Schlaflosigkeit des Jungstars A-RA mit einem allzu vollen Terminkalender zu tun hat. Vermutlich ist sie in der ganzen Welt unterwegs. In der ersten Szene sehen wir sie bei einem Fotoshooting und ihr Blick in die Kamera geht über das Kokettieren des Stars mit dem Objektiv hinaus. Aus ihren Augen spricht noch mehr. Ist es Verzweiflung? Im Hotelzimmer zu später Stunde angekommen, wirft sie sich auf das Bett, das ihr fortan aber keine Ruhe gönnen wird. Sie lässt nichts unversucht, Schlaf zu finden. Zunehmend macht sich die bereits erwähnte Verzweiflung breit, die darin kulminiert, dass sie ein Wasserglas in der Hand zerdrückt. Mit ihrem Smartphone und ihrem Bluetooth Karaoke Mikrofon kann sie sich nur vorübergehende Zerstreuung verschaffen.

Im Format 1:2,39 gedreht, mutiert das Hotelzimmer zunehmend zu einem luxuriösen Gefängnis, aus dem es kein Entrinnen gibt. Variabel und „leichtfüßig“ navigiert die vorzügliche Kamera durch diesen gekonnt inszenierten Raum. Ebenfalls überzeugend ist die Verkörperung von A-RA, wie ihr Zustand nach und nach in Wahnsinn umschlägt, bis sie sich am Morgen nach der Nacht förmlich in Luft aufgelöst zu haben scheint. Die abschließende betont langsame Rückwärtskamerafahrt durch das Hotelzimmer funktioniert dabei wie ein Bilderrätsel. INSOMNIA ist eine reife filmische Leistung und verdiente nach Ansicht der Jury das Prädikat „Besonders Wertvoll“.