Ein Blick und die Liebe bricht aus

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Im Mittelpunkt dieses Films stehen verschiedene Frauengestalten, deren Beziehung zur Welt der Männer in komplexer Abhängigkeit vorgeführt wird. Ausgangsfigur ist eine Frau, die in den Spiegel blickt und beginnt, einen Brief zu schreiben. Der Spiegel, symbolisch immer wiederkehrend, und der Versuch, verschiedene Erfahrungen weiterzuschreiben, ziehen sich mit symbolischer Konsequenz durch den ganzen Film, dessen poetische Kraft und Geschlossenheit beeindruckt. Ein in artifizieller Weise mit Bühnenbildern/Beleuchtung - Geschlossenheit von Ort und Handlung - und der Musik umgehender Erzählvorgang verdichtet sich zu einer Art Tanztheater, das dem Schicksal verschiedener Frauen auch gerade in dessen Tragik überraschende Durchsichtigkeit verleiht. So wird in subtiler Sinnlichkeit nachvollziehbar, zwischen welchen Widersprüchen diese argentischen Frauen sich bewegen müssen - und mit ihnen auch die Männer, deren Selbstverständnisse und Rollenprägung weitgehend ritualisiert sind.

Eine eigene Faszination kommt ganz besonders in den Einstellung zur Geltung, in denen mit vielfältiger Gestik sichtbar wird, daß die Frauen nicht einfach nach einem ersten kurzen Blick "genommen" sein wollen, sondern eigentlich als Partnerinnen akzeptiert sein möchten. Prozessionsartig bewegen sich durch die Handlung junge Mädchen mit Kerzen, als wollten sie die eine Welt von der anderen trennen, und die "reiferen" Frauen, in deren Gesichtern Solidarität erahnbar wird.

Als besonders gelungen wurde vom Ausschuß empfunden, mit welcher Musik Brynmor Llewelyn Jones dem Film eine Ausdrucksstärke gibt, die alles Verbale hinter sich läßt. Der Film beginnt und endet mit Tangorthyhmus und zwischen dieser großen Klammer bestimmen verschiedenste Kombinationen von chorischen Elementen bis zur elektronischen Komposition die Bilderfolge.

Die körpersprachliche Präzision der Darsteller, die einem Tanzensemble angehören, verdient besonderen Respekt.