Der wilde Clown

1985

Jurybegründung

Ein anarchistischer, in seinem Denken und seiner Darstellung "wilder" Film, der beispielsweise die Hauptfigur als einen Wolf, in dem ein Kind, in dem ein Clown steckt, charakterisieren kann und damit magisch-mythische Interpretationen aufgreift, der aber auch in dem dicken, verletzbaren, frustriert flüchtigen Aussteiger das Symbol Deutschlands anzusprechen wagt: Ein Film der Assoziationen und Anspielungen also, der Ungereimtheitheiten und der überzeugenden, allerdings a-logischen Bildhaftigkeit, der teils nachvollziehbaren, teils nur konstatierbaren Symbolhaftigkeit, in der Regensburg Deutschland und die Welt und in der ein Truppenübungsplatz die Freiheit und die Unbehaustheit des Menschen anzusprechen vermag.



Kein Film, für den eine schlüssige, in allen Einzelheiten entschlüsselnde Interpretation auf Anhieb möglich wäre, dessen bildhafte, sprachliche, filmische Realisation aber dennoch beweist , daß Können und Überlegung ihn inspiriert haben. Dies zeigt sich teils in scheinbaren Nebensächlichkeiten, so wenn die Liebe auf dem Ziffernblatt der Uhr, dem Sinnbild der Vergänglichkeit, vollzogen wird oder wenn die allen Worten und Gedanken entrückte Irre als einzigen Begriff das Ei als Sinnbild des Lebens zu erkennen und benennen vermag. Es zeigt sich aber auch in tragenden Elementen des Films, etwa in den vielschichtigen Anspielungen auf die Film- und Mediengeschichte: da werden der Heimatfilm und Western als Prototypen einer sinnvollen und den Menschen bergenden Utopie aufgegriffen, werden Generationsbeziehungen als die unsbestimmenden Momente unseres Menschen- und Weltverständnisses (etwa in der Vater und der Großmutter-Gestalt) interpretiert.



Angesichts der Schwierigkeiten, diesem Film im einzelnen gerecht zu werden, hatte der Ausschuß zu prüfen, ob eine Deutung des Films, die ihn als "wild" begreift, sich an den nachprüfbaren Handlungs- und Gestaltungsbestandteilen erweisen läßt und ob die einzelnen Gestaltungsmomente dieser Interpretation nicht widerstreiten. Insgesamt ist er zu dem Ergebnis gekommen, daß das angedeutete Verständnis des Films durch die Realisation gerechtfertigt wird (z.B. die Bildgestaltung, die Handlungsorte, die Sprache und die Dialoge des Films). Er begründet sein Urteil aus diesem Wechselspiel von (unvollständiger) Interpretation des Films und damit übereinstimmender Gestaltung seiner Einzelheiten.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Josef Rödl
Darsteller:Elisabeth Bertram; Peter Kern; Erich Kleiber
Drehbuch:Josef Rödl
Kamera:Karlheinz Gschwind
Musik:Eberhard Schoener
Länge:103 Minuten
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Ein anarchistischer, in seinem Denken und seiner Darstellung "wilder" Film, der beispielsweise die Hauptfigur als einen Wolf, in dem ein Kind, in dem ein Clown steckt, charakterisieren kann und damit magisch-mythische Interpretationen aufgreift, der aber auch in dem dicken, verletzbaren, frustriert flüchtigen Aussteiger das Symbol Deutschlands anzusprechen wagt: Ein Film der Assoziationen und Anspielungen also, der Ungereimtheitheiten und der überzeugenden, allerdings a-logischen Bildhaftigkeit, der teils nachvollziehbaren, teils nur konstatierbaren Symbolhaftigkeit, in der Regensburg Deutschland und die Welt und in der ein Truppenübungsplatz die Freiheit und die Unbehaustheit des Menschen anzusprechen vermag.

Kein Film, für den eine schlüssige, in allen Einzelheiten entschlüsselnde Interpretation auf Anhieb möglich wäre, dessen bildhafte, sprachliche, filmische Realisation aber dennoch beweist , daß Können und Überlegung ihn inspiriert haben. Dies zeigt sich teils in scheinbaren Nebensächlichkeiten, so wenn die Liebe auf dem Ziffernblatt der Uhr, dem Sinnbild der Vergänglichkeit, vollzogen wird oder wenn die allen Worten und Gedanken entrückte Irre als einzigen Begriff das Ei als Sinnbild des Lebens zu erkennen und benennen vermag. Es zeigt sich aber auch in tragenden Elementen des Films, etwa in den vielschichtigen Anspielungen auf die Film- und Mediengeschichte: da werden der Heimatfilm und Western als Prototypen einer sinnvollen und den Menschen bergenden Utopie aufgegriffen, werden Generationsbeziehungen als die unsbestimmenden Momente unseres Menschen- und Weltverständnisses (etwa in der Vater und der Großmutter-Gestalt) interpretiert.

Angesichts der Schwierigkeiten, diesem Film im einzelnen gerecht zu werden, hatte der Ausschuß zu prüfen, ob eine Deutung des Films, die ihn als "wild" begreift, sich an den nachprüfbaren Handlungs- und Gestaltungsbestandteilen erweisen läßt und ob die einzelnen Gestaltungsmomente dieser Interpretation nicht widerstreiten. Insgesamt ist er zu dem Ergebnis gekommen, daß das angedeutete Verständnis des Films durch die Realisation gerechtfertigt wird (z.B. die Bildgestaltung, die Handlungsorte, die Sprache und die Dialoge des Films). Er begründet sein Urteil aus diesem Wechselspiel von (unvollständiger) Interpretation des Films und damit übereinstimmender Gestaltung seiner Einzelheiten.