Der Traum ist aus

Filmplakat: Der Traum ist aus

FBW-Pressetext

Engagierte und zugleich distanzierte Beschreibung der 68er Musikszene (TON STEINE SCHERBEN) und ihrer Erben.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Christoph Schuch
Darsteller:Jakob Friedrichs; Nina Hagen; Lutz Kerschowski
Drehbuch:Christoph Schuch
Länge:95 Minuten
Verleih:Salzgeber
Produktion: avanti media Film- und Fernsehproduktion
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die Dokumentation von Christoph Schuch über die zur Legende der deutschen Rockmusik gewordene Gruppe „Ton Steine Scherben“ dementiert ihren Titel „Der Traum ist aus“. Die nächste Zeile des Songs, aus dem dieser Titel stammt, lautet nämlich „...und ich will alles tun, daß er Wirklichkeit wird“. Dieses utopische Motto beim Wort nehmend, geht der Film den Spuren nach, die von den so genannten „Scherben“ bis in die Gegenwart hinein geblieben sind. Er befragt neben ehemaligen Mitgliedern der Band vor allem auch Gruppen und Musiker der Gegenwart, die sich explizit auf den Spuren von „Ton Steine Scherben“ wähnen und diesem Vorgänger und seiner Langzeitwirkung bewußt einige Bedeutung für das eigene Selbstverständnis einräumen.

Der Film entgeht weitgehend der Gefahr der Nostalgie um vorgeblich bessere Zeiten. Er entgeht auch einer weiteren Gefahr, dem charismatischen, mittlerweile verstorbenen Sänger Rio Reiser nämlich allein ein Denkmal zu setzen. Dazu sind die Eindrücke, die der Zuschauer sowohl von den Zeitzeugen als auch von den nachfolgenden Musikergenerationen serviert bekommt, zu stark. Über das mittelbare Umfeld, das über den Horizont der Band hinausgeht, über die sozialen und politischen Umstände, in denen sie zu einer solchen Bedeutung kommen konnte, erfährt der Zuschauer aus dem Film dagegen wenig. Das eminent Politische der Band in ihrer Zeit wirkt an den Rand gedrängt. Ein Grund dafür mag der kaum präsente Filmemacher sein, der die eigenen Fragen dem Schnitt opferte und ohne analytischen Blick insgesamt das Charisma der Gruppe zu überfordern scheint.

Der Ausschuß vermißte insgesamt die letzte Konsequenz, dem Mythos von „Ton Steine Scherben“ tatsächlich auf den Grund gehen zu wollen. Er war sich jedoch darüber einig, mit den genannten Abstrichen ein wertvolles Dokument über ein noch nicht einmal abgeschlossenes Kapitel der deutschen Rockmusikgeschichte zu sehen und vergab daher einstimmig das Prädikat „wertvoll“.