Der Tag wird kommen

Kurzbeschreibung

Farrokh ist eine starke und politische Journalistin im Iran gewesen. Nun ist sie in Deutschland und muss sich erst einmal dem bürokratischen Kampf um eine Wohnung stellen. Doch die fremde Stadt bereitet ihr viele Hindernisse.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Laleh Barzegar
Darsteller:Sybille Schedwill; Maik Solbach; Thomas Goritzki; Mona Kakanj; Anna Mönnich
Drehbuch:Laleh Barzegar
Kamera:Nora Daniels
Schnitt:Laleh Barzegar
Musik:Nina Barzegar
Länge:15 Minuten
Verleih:Kunsthochschule für Medien Köln
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln
Förderer:Kunsthochschule für Medien Köln

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Deutsche brechen Regeln selten und nur ungern. Ein wenig ziviler Ungehorsam im Kleinen wie im Großen könnte dem steifen, bürokratischen und Ordnung liebenden Teutonen jedoch gewiss nicht schaden. Das Zusammenleben mit Menschen aus fremden Kulturen böte auch die Chance, ein wenig Laissez Faire und Großzügigkeit zu adaptieren, die wir doch alle im Urlaub so sehr schätzen.
Und so überquert die junge Asylantin Farrokh aus dem Iran als Einzige die Straße bei roter Ampel. Denn sie ist einfach nur glücklich über ihren kleinen Sieg über den Amtsschimmel. 40qm stehen ihr zu, doch solche Wohnungen gibt es einfach viel zu wenige. Nun hat sie endlich eine potentielle Bleibe mit 43qm gefunden und unter dem Formular des Jobcenters zur Kostenübernahme prangt die Unterschrift eines verständnisvollen Beamten.
Das eigene Zuhause soll das Ankommen in der neuen Heimat besiegeln. Nach einem Jahr im engen Asylbewerberheim und der vergeblichen Suche nach einer eigenen Wohnung steht Farrokh endlich in dem leeren Appartement mit Küchenzeile. Die Aussicht ist zwar durch die Dächer der umliegenden Häuser versperrt, doch das Zwitschern der Vögel kündigt die ersehnte Freiheit an. Doch der Dämpfer folgt sofort. Als eine junge Deutsche zur Besichtigung erscheint, hat Farrokh die Aufmerksamkeit des Maklers verloren.
Der schnörkellos und stringent erzählte Kurzfilm besticht durch seine sympathische Hauptfigur und den präzisen Einsatz aller filmischen Mittel. Die Regisseurin vertraut ihren präzise gestalteten Bildern, die eine ungeheure Sogwirkung entwickeln und für sich sprechen. So kann sie die Dialoge sparsam und nur dann einsetzen, wenn sie die Handlung vorantreiben.
Das mit einem poetischen persischen Gesicht auf eine zweite Ebene gehobene Drama folgt konsequent der sympathischen und intelligenten jungen Frau, die in ihrer Heimat als Journalistin gearbeitet hat. Was sie zur Flucht bewogen hat, welche Schatten über ihrem Leben liegen, ist für die Story unwichtig. Sie konzentriert sich auf die Schilderung der Hilfslosigkeit der jungen Migrantin bei der Wohnungssuche in deutschen Städten. Auf das Glück, der Bürokratie ein Schnippchen geschlagen zu haben. Und auf die stillte Akzeptanz, einmal mehr Opfer von Vorurteilen gegenüber Fremden geworden zu sein.
Mit einem gelungenen Seitenhieb wird die deutsche Bürokratie aufgespießt, die das Schicksal von Menschen mit überbordenden Regelwerken für jede Kleinigkeit in ein Schema pressen will. Ähnliche Erlebnisse wie Farrokh haben sicher auch andere auf dem Amt.
So schlägt der Film die erste Brücke. Wer gemeinsam unter Bürokratie leidet und sie überwindet, geht den ersten Schritt aufeinander zu und macht die Gemeinschaft liebenswerter. Ein zweiter Schritt muss folgen, damit andere ihr Herz öffnen. Dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist, das zeigt der Film realistisch an einem Einzelbeispiel. Doch Integration lohnt sich und ist eine Win-Win-Situation. Das macht die Regisseurin nicht zuletzt mit einem etwas plakativen Bild klar. In der grauen Menge an der Ampel leuchtet der Mantel der jungen Iranerin in mitten eine grauen Masse. Rot als Farbe der Hoffnung auf eine bunte Gesellschaft.