Chronik eines angekündigten Todes

Kurzbeschreibung

Ein Erzähler recherchiert vor Ort, wie es vor Jahren dazu kommen konnte, daß ein junger Mann, der angeblich die Braut des Großgrundbesitzers entehrt hat, öffentlich ermordet wurde.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm
Regie:Francesco Rosi
Länge:110 Minuten
Produktion:

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Filme von Francesco Rosi bestachen schon immer durch pathetische Bild- und Montagesprache, die die scheinbar dokumentarische Authentizität des Geschehens gleichsam dialektisch aufbrach. Ähnlich mutet auch dieser Film in der farblichen Opulenz seiner Bilder, seiner Bauten und Interieurs fast opernhaft an, gibt aber in der bruchstückhaften und daher weder psychologisch noch handlungsmäßig schlüssigen Rekonstruktion eines sowohl archaischen wie absurden Geschehens das soziale Engagement der früheren Filme Rosis nicht preis.

Denn wie hier soziale Ränge (der Bischof auf der obersten, das Negermädchen auf der untersten Rangstufe) und die Rituale (die Werbung und die Hochzeit, der Ehrenkodex wie der alltägliche Umgangsstil) ausgespielt werden, demonstriert den Sinn, aber auch die - durch Änderung der Zeitumstände sich ergebende - Sinnlosigkeit dieser Normen und Werte. Unter diesem Gesichtspunkt erweist sich als entscheidend, daß das faktische Geschehen, das nach gut zwanzig Jahren in Rückblenden wieder vergegenwärtigt wird, sich zu keinem schlüssigen, Schuld und Unschuld klar zuweisenden Ablauf fügen will: die mühsam zusammengefügten "Bruchstücke des Spiegels", von denen in der Exposition die Rede ist, lassen sich nicht mehr zu einer ganzheitlichen, heilen Welt kitten, zeigen aber auf der anderen Seite, daß alle am furchtbaren Ende eines sinnlosen Mordes mitschuldig werden, weil sie nicht engagiert genug zu seiner Verhinderung sich eingesetzt haben.

Diese letztere Perspektive verweist auf den Spiegelcharakter des Geschehens vor allem unter selbstkritischem Aspekt: Indem die Motive der Personen unklar bleiben, enthüllt die Gestaltung die Undurschaubarkeit menschlichen Handels und Gewährenlassens, spiegelt der Film die Tatsache, daß nicht nur ihm Menschen aus den verschiedensten Motiven das Leiden andere Menschen auf dem Gewissen haben.

Die Besetzung und die Führung der Gestalten, die Ausstattung die Aufnahmen sind bemerkenswert gelungen, auch wenn sich gelegentlich Bildmotive (etwa die Vögel, die Mord-Messer, die Reittaschen) verselbständigen, der Alterssprung zwischen dem vergangenen Geschehen in der Rückblende und der Jetztzeit bei den Masken nicht immer befriedigend gelöst ist, Einzelheiten des Geschehens (der Kauf des Hauses, der Gewinn des Grammophons) manchmal über Gebühr ausgespielt scheinen.