Bobby - Sie alle hatten einen Traum

Kinostart: 08.03.07
2006
Filmplakat: Bobby - Sie alle hatten einen Traum

FBW-Pressetext

Fakt und Fiktion, Geschichte und Gefühle, Ungerechtigkeiten und Zivilcourage – am letzten Tag von Robert F. Kennedy stand die Welt buchstäblich still, als der Präsidentschaftskandidat 1968 im Ambassador-Hotel in Los Angeles ermordet wurde. Was uns der bewegende Film anhand von 22 Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und sozialem Stand zu sagen hat, das ist Bestandsaufnahme und Vermächtnis – und der Traum von einer besseren Welt.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Emilio Estevez
Darsteller:Anthony Hopkins; William H. Macy; Sharon Stone; Harry Belafonte; Demi Moore
Drehbuch:Emilio Estevez
Länge:115 Minuten
Kinostart:08.03.2007
Verleih:Kinowelt
Produktion: The Weinstein Company, Bold Films, Estevez;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Er stand stets etwas im Schatten seines Bruders John und doch war auch Senator Robert F. (Bobby) Kennedy ein charismatischer Visionär und Kämpfer, der sich öffentlich sehr deutlich gegen die Ungerechtigkeiten im eigenen Land und der Welt stemmte. Er sprach - zum Missfallen nicht weniger Amerikaner - vieles aus, was ihm an seinem Land falsch erschien. Dies kostete ihm dann letztlich auch das Leben. Er starb bei einem Attentat im Ambassador-Hotel in Los Angeles im Jahr 1968.

Regisseur Emilio Estevez nutzt eben jenes Hotel für sein historisierendes Kaleidoskop, bei dem Fakt und Fiktion sich gekonnt vermischen. Aufwühlend und dramatisch, aber wohltuend ohne jede inhaltliche Hektik begleitet und beleuchtet der tiefgründige Film das Leben von 22 Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und sozialen Standes in den letzten Stunden vor dem Attentat im Ambassador. Emilio Estevez gelingt es mit dem stilistischen Mittel des „Mikrokosmos“ Hotel, die sehr unterschiedlichen Gefühlslagen des Landes und seiner Bewohner authentisch aufleuchten zu lassen, das im Jahr 1968 in einem verheerenden Krieg stand – in Vietnam. Assoziationen zur aktuellen Lage der USA ergeben sich so nahezu zwangsläufig beim Betrachter.

Die Einarbeitung von Originalaufnahmen ist richtig dosiert und stellt an schönen Beispielen den „American Way of Life“ vor. Die Rollen sind glänzend besetzt: ob Demi Moore als Sängerin, die ihre besten Tage hinter sich hat und dem Alkohol frönt, oder Sharon Stone als betrogene Ehefrau oder solche Darsteller wie Anthony Hopkins, Harry Belafonte, Elijah Wood und William H. Macy. Das bravouröse Agieren der Schauspieler-Riege lässt in Verbindung mit der exzellenten Kamera und dem gekonnten Schnitt die Einzelschicksale mit der geschichtlichen Dramaturgie der Ermordung von Bobby Kennedy verschmelzen und trägt wesentlich dazu bei, dass sich diese sehenswerte Filmproduktion über Zivilcourage, den Glauben an eine bessere Zukunft und über zerstörte Hoffnungen fast wie von selbst entwickelt.

Problematisch und vielleicht für europäische Ohren „zu dick aufgetragen“ ist die etwas pathetisch klingende Schlussbotschaft nach dem Motto: Seid nett zueinander! Hier wäre weniger wesentlich mehr gewesen. Und ob der umfangreiche Griff in die privaten Fotoalben des Kennedy-Clans vor dem Abspann wirklich noch notwendig gewesen wären, das darf zurecht bezweifelt werden.