Blue Velvet

Kinostart: 12.02.87
1986
Filmplakat: Blue Velvet

Kurzbeschreibung

Ein irrer Wüstling bedroht eine Nachtklubsängerin, ein unerfahrener Student versucht, Licht in das Dunkel von Gewalt und Perversion zu bringen
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:David Lynch
Darsteller:Isabella Rossellini; Kyle MacLachlan; Dennis Hopper
Drehbuch:David Lynch
Kamera:Frederick Elmes; Lex Dupont; David Rudd
Schnitt:Duwayne Dunham
Musik:Angelo Badalamenti
Länge:120 Minuten
Kinostart:12.02.1987
Produktion:
FSK:18

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Obwohl "Blue Velvet" Zitate aus bekannten Filmen plündert, ist der Film ohne Vorbild. Die äußere Handlung, die mit einer amerikainschen Kleinstadt-Idylle aufblendet und dort auch wieder endet, liefert einer unkonventionellen Dramaturgie den Vorwand, in ihren Verästelungen das Tief-Abgründige im Menschen, dass der Norm widersprechende zum eigentlichen Thema zu machen. Zwei gut erzogene Teenager braver Nachbarn dienen in ihrer unschuldigen Liebe als moralischer Kontrapunkt des Bösen. Die im Film öfter wiederkehrende Floskel "es ist eine fremde, seltsame Welt" liefert den Schlüssel zu Lynchs Dramaturgie, mit schockierenden Bildern zu entlarven, die aus den Gegenpolen perverse Lust und wahre Liebe, im Wechsel von traumatischen und realistischen Sequenzen, von eindeutigen und doppelsinnigen Bildern mitreißende Spannung erzeugt. Die innere Spannung der Protagonisten des Films ist das Verdienst hochprofessioneller Besetzung.

Ein abgeschnittenes Ohr dient Lynch als Einstieg in Bereiche des Unbewussten, in reale Höllenwelt und Alptraumwirklichkeit. Gelegentlicher Kitsch wird mit Hilfe psychologischer Farbdramaturgie und "Blue Velvet"-Songs bewusst eingesetzt als Sublimierungsfaktor, als Mittel der Grenzverwischung zwischen Normalität und phantastischem Horror, äußerem Schein und innerer Verfassung. Auch die Geräusche dienen hier entweder als Kontrastmittel oder zum Aufputschen der jeweils gewünschten Stimmung. Wenn der Alpdruck sich im grellen Licht des Frühlingstages am Ende des Films ins Optimistische wendet und das junge Liebespaar nun als fragwürdiges Sinnbild für die heile Welt der amerikanischen Durchschnittsfamilie posiert, dann sind anders als beim Happy-End noch viele Fragen offen.

Dies ist der Grund dafür, dass bei aller formalen Brillanz auch von Kamera und Montage der Hauptausschuss kein höchstes Prädikat gewähren mochte.