Filmplakat: Beige

FBW-Pressetext

Der Vater von Sylvie Hohlbaum war immer aktiv, abenteuerlustig, spontan und witzig. Doch seit einiger Zeit, wenn Sylvie ihren Vater besucht, fällt ihr auf, dass er sich nur noch einfarbig kleidet. Und zwar beige. Ob Weste, Hose, oder Schuhe. Alles ist beige. Wie übrigens bei so vielen älteren Mitmenschen. Doch wie kommt das? Gibt es eine Altersgrenze, ab der man beige tragen muss? Wer bestimmt das? Gefällt das den Trägern des Beige überhaupt selbst? Und sind wir alle irgendwann einmal beige? In ihrem 15minütigen Kurzdokumentarfilm geht Hohlbaum diesen und anderen Fragen auf höchst amüsante und orginelle Weise auf den Grund. Dabei sucht sie die Antworten nicht nur bei den Beige-Trägern, sondern auch bei Experten sowie Freunden und Bekannten. Was dabei herauskommt, sind keine ultimativen Weisheiten. Es sind immer augenzwinkernde Beobachtungen. Aber dennoch ertappt sich der Zuschauer mehr als einmal dabei, den eigenen Beige-Status oder den der Eltern zu überprüfen. Ein kurzweiliges und gar nicht beiges Kurzfilmvergnügen mit hohem Unterhaltungswert.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Sylvie Hohlbaum
Drehbuch:Sylvie Hohlbaum
Kamera:Mark Liedtke
Schnitt:Nina Schley; Kerstin Helfer
Musik:Ralf Junker
Länge:14 Minuten
Verleih:Kurzfilm Agentur Hamburg
Produktion: Tamtam Film GmbH
FSK:0
Förderer:BKM; FFHSH

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Bisher war es eine der unbeantworteten Fragen der deutschen Alltagsmode: Warum kleiden sich sowohl Frauen wie Männer ab einem gewissen Alter mehrheitlich in beige? Jeder, der mit offenen Augen durch die heimischen Fußgängerzonen, Parks oder Einkaufszentren spaziert, dürfte diese kuriose Eigenart schon bemerkt haben, und Sylvie Hohlbaum hat sich nun dankenswerterweise gründlich damit auseinandergesetzt.

In ihrer sehr unterhaltsamen Dokumentation agiert sie auch vor der Kamera als die neugierige Forscherin, die ihre Recherche im persönlichen Umfeld bei ihrem Vater beginnt, der nach seinem 65. Geburtstag vor ihren Augen rapide zu „verbeigen“ schien. Dies ist wie „angebeigt“ eine der treffenden neuen Wortschöpfungen der Filmemacherin, denn ein neues Forschungsgebiet erfordert immer auch eine neue Terminologie. Nachdem sie ihren Vater erschöpfend nach der Motivation für seinen Wechsel zur Kleidungsfarbe beige befragte und sich selber dabei als eine sympathisch kecke Protagonistin mit blonden Zöpfen und betont farbenfroher Kleidung vorgestellt hat, führt ihre Expedition sie unter anderem zu ihrem Freund Raupe in die Kneipe und einem netten Punkerpärchen, die verschiedene komische Sprüche und Theorien darüber zum Besten geben, warum ältere Leute so auf das Beige fixiert sind. Sie befragt auch viele Betroffene, die stolz für die Kamera ihre beigefarbenen Kombinationen präsentieren, doch selber eher ratlos diesem Phänomen gegenüber zu stehen scheinen. Erhellender sind die Aussagen von Spezialisten wie einer Verkäuferin und einem Soziologen. Einige der gefilmten Sequenzen sind offensichtlich arrangiert, aber dafür kann etwa die Jagd der Filmemacherin einen Deich hinunter durch einen vollbeigen Landfrauenverein geradezu als ein Sinnbild unserer Zeit gelesen werden. Sylvie Hohlbaum hat hier zum einen ein augenfälliges und amüsantes Thema gefunden und es in einem angemessenen Stil mit flottem Erzählrhythmus und viel trockenem Humor umgesetzt.