Antarctica Project

1987

Kurzbeschreibung

Dokumentarischer Bericht über die Eroberung der Antarktis und die Versuche der Großmächte, sich diesen Kontinent "einzuverleiben".
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Regie:Axel Engstfeld
Musik:Macel Wengler
Weblinks:filmfriend.de;
Länge:101 Minuten
Produktion:

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat dem Film einstimmig das Prädikat "besonders wertvoll" erteilt.

Die Antarktis gehört zu den wenigen Gebieten dieser Erde, die bisher davor bewahrt bleiben konnten, von den Industriegesellschaften voll in Anspruch genommen zu werden. Zugleich ist sie ein "Kontinent der Visionen", der in der modernen Literatur und nicht zuletzt im Kino- wie im Fernseh-Film zunehmend thematisiert wird. Mit seinem Filmprojekt begleitet Axel Engstfeld eine Aktion von Greenpeace, die dem Ziel verschrieben ist, angesichts der drohend herannahenden Ausbeutungskampagnen der Industrienationen ein Zeichen dafür zu setzen, dass auch ganz andere Wege für den Umgang mit diesem Land des ewigen Eises denkbar wären.

Es fällt schwer, diesem Film einen unverwechselbar eigenen Platz zwischen den großen Dokumentarfilm-Traditionen und einem 'reinen' Essay zuzuweisen. Wenn der Filmemacher mit dem interessanten Anspruch auftritt, seine Aussagen zwischen Poesie und Politik anzusiedeln, hat er damit zugleich ein Hauptproblem artikuliert: Kann man sich dokumentarisch verhalten, wenn man mit historischen Filmdokumenten aus der interessanten Geschichte vieler Expeditionen in die Antarktis so umgeht, dass dem Zuschauer selbst elementarste Quellenzuordnungen vorenthalten werden? Welche Konsequenzen bieten sich andererseits an, wenn man darauf besteht, im Genre Essay angesiedelt zu sein, bei der entscheidenden Bildargumentation aber doch das Dokumentarische für ganz dezidierte Perspektiv-Positionen - weit darüber hinaus bzw. weit "davor" - zu reklamieren? So entsteht eine Filmdisposition, die an Gefühle appelliert und deren spezifische Absicht darin liegt, das Publikum mental zu gewinnen.

Bedenken dieser grundlegenden Art zum Trotz, hat der Ausschuss sich dennoch für das höchste Prädikat entschieden, weil die abwehrende Eigen-Sinnlichkeit dieses Kontinents, der nicht besiedelt sein möchte, so konsequent aufgeschlossen und zugänglich gemacht wird, dass die Gegenargumente sich ästhetisch relativieren.

Die Kamera lädt das Auge des Zuschauers zu ruhigen Betrachtungen ein, die offenbar werden lassen, welche Schönheiten hinter Antarctica verborgen sein können. Mit derselben reizvollen 'Logik des synchronisierten Kontrastes' bekommt der Zuschauer Gelegenheit, sich immer wieder zurückgeführt zu sehen in die Wirklichkeit unseres hochindustrialisierten Alltags und der Konferenzrealitäten", die diesem noch zu erschließenden Kontinent gewidmet sind.

Ob die Musik mit ihren 'gregorianischen Referenzen' der inneren Erzähllinie des Films entsprich, bleibt dahingestellt. In dem reizvollen Widerspiel zwischen den Elementen der Collage und dem sinnvollen Umgang mit modernstem Nachrichtenalltag zeigt sich eine Filmkunst, die selten ist.