Angeklagt

1987

Kurzbeschreibung

Eine junge Staatsanwältin hat den Fall einer brutalen Vergewaltung aufzuklären und engagiert sich aus Sympathie mit dem Opfer und - im Widerspruch zu ihren Dienstvorgesetzten - für die Verurteilung des Täterumfeldes.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Jonathan Kaplan
Darsteller:Kelly McGillis; Jodie Foster
Drehbuch:Tom Topor
Kamera:Ralf Bode
Schnitt:Jerry Greenberg
Musik:Brad Fiedel
Länge:110 Minuten
Produktion: Paramount Pictures Germany GmbH
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat dem Film mit 4:1 Stimmen das Prädikat "wertvoll" erteilt.

Im Mittelpunkt des Films steht eine junge Frau, die angetrunken und bekifft in einem Lokal sexuell provozierend redet, flippert, tanzt und die dann unter dem Johlen und den anstiftenden und anfeuernden Rufen einer ganzen Reihe von Lokalbesuchern von drei jungen Männern vergewaltigt wird. Ein Prozess gegen diese drei Täter verläuft relativ glimpflich für sie, ein zweiter gegen diejenigen, die als tatstiftende und -verstärkende, nicht nur zuschauende, sondern treibende Kräfte beteiligt sind, wird zum Angelpunkt des Geschehens. Damit wird eine Haltung thematisiert, die der Film am Rande auch für das Fernsehen und den Sport zur Darstellung bringt: wieweit nämlich ein Verbrechen, das in der Öffentlichkeit sich ereignet, eben durch deren Beteiligung noch eskaliert, und wieweit diejenigen, die diese Öffentlichkeit herstellen, vergrößern und anfeuernd sich einbeziehen, im Sinne des Anstiftens und Verstärkens mitschuldig werden.

Diese Thematik wird im großen und ganzen angemessen dargestellt, auch wenn auf der einen Seite bis auf die beiden hervorragend besetzten weiblichen Hauptrollen keine Glanzlichter der Gestaltung festzustellen sind und auf der anderen Seite manche Szene (etwa der Vergewaltigung, aber auch der Polizei- und Krankenhausarbeit) verhältnismäßig breiten Raum einnehmen. Dabei ist die Gestaltung durch Kamera und Montage kaum überdurchschnittlich zu nennen, während in Ausstattung und Dekor durchaus bemerkenswerte Milieuschilderungen gelingen. Das Thema des Films, dass nämlich eine Vergewaltigung auch dann als solche zu bewerten ist, wenn das Opfer in seinem Tun und Lassen provokativ verstanden werden kann, und vor allem, dass nicht nur derjenige als schuldig zu verurteilen ist, der im technischen Sinne als Täter gehandelt, sondern auch jeder, der im Sinne der Mittäterschaft dies Geschehen unterstützt hat, konnten angesichts einer durchgehend gelungenen Realisation kleinere Einwände zurückgestellt werden.