40 qm Deutschland

Kinostart: 31.07.86
1986
Filmplakat: 40 qm Deutschland

Kurzbeschreibung

Das Schicksal einer jungen türkischen Frau in Hamburg, die sich ganz dem willen ihres Mannes und dessen überkommenden Moral- und Ehevorstellungen unterordnen muss.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Tevfik Baser
Darsteller:Özay Fecht; Demir Gökgöl; Yaman Okay
Drehbuch:Tevfik Baser
Kamera:Izzet Akay
Schnitt:Renate Merck
Musik:Claus Bantzer
Länge:80 Minuten
Kinostart:31.07.1986
Verleih:Filmverlag der Autoren
Produktion: , Tevfik Baser Filmproduktion/Studio Hamburg Filmproduktion GmbH, Hamburg
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film erzählt mit außerordentlicher Sensibilität und sehr genau die Geschichte eines türkischen Ehepaares, das in Deutschland lebt. Mit bemerkenswerter Geduld wird in ganz ruhigen Einstellungen vor allem das tägliche Leben der jungen Frau vorgeführt, die wie eine Gefangene in der Wohnung eingeschlossen ist, um sie, so die Mentalität der türkischen Männer, vor der feindlichen Aussenwelt zu behüten. Dieser Zustand führt bei der Frau fast zum Wahnsinn.
Mit sehr viel Takt und großem Ernst wird auch ein türkisches Fruchtbarkeitsritual in Szene gesetzt, das aber zugleich deutlich macht, dass die Frau nur als Gegenstand betrachtet wird und allein dann angesehen ist, wenn sie einen Sohn gebärt. Am tragischen Ausgang des Films wird offenkundig, dass eine solche Haltung letztlich zu einer Katastrophe führen muss, und so ist der Film als eine Mahnung an die in unserem Land lebenden Türken zu verstehen, dass eine Integration nicht möglich ist, wenn sie in ihren Traditionen derart wie es hier gezeigt wird, befangen bleiben.
Andererseits bietet der Film für die Deutschen die Möglichkeit, die türkische Bevölkerung besser zu verstehen und deren Isolation durch die eigene Kontaktbereitschaft zu durchbrechen. Welche Probleme sich hier ergeben, darüber geben zwei besonders einprägsame Szenen Auskunft, in denen die junge türkische Frau mit einem Kind am Fenster des Hauses gegenüber nur mit Blicken Kontakt aufnimmt, während eine alte deutsche Frau ihr die Tür vor der Nase zuschlägt.
Alle diese Probleme werden darstellerisch auf höchstem Niveau sehr vielschichtig vermittelt. Regie, Kamera, Schnitt, Musik und namentlich die Erfassung des Milieus in seiner uns fremdartigen Farbigkeit verraten Fingerspitzengefühl und Sicherheit des Geschmacks. Welch überragende künstlerische Konzentration diesen Film auszeichnet, sah der Ausschuss darin, dass sich eine geradezu klassische Tragödie auf einem einzigen Schauplatz entwickelt und vollendet.