Yves Saint Laurent

Kinostart: 17.04.14
VÖ-Datum: 05.09.14
2013
Filmplakat: Yves Saint Laurent

FBW-Pressetext

Er war einer der legendärsten Modeschöpfer der Haute Couture: Yves Saint Laurent. Mit nur 21 Jahren wird er in den 1960er Jahren zum Assistenten von Christian Dior, übernimmt nach dessen Tod sogar die Leitung des Modehauses Dior. Der Aufstieg ist rasant, der schüchterne und innerlich zerrissene Mann wird zur Stil-Ikone. Sein Herz verliert er bald an den charismatischen und bodenständigen Pierre Bergé, der für Yves bald schon unverzichtbar in allen wichtigen Fragen des Lebens wird. Bergé „verwaltet“ die Marke „Yves Saint Laurent“ und gibt dem Freigeist die nötige Erdung und Stärke. Doch bald schon werden für Yves Drogen und Partys wichtiger als die Arbeit und seine manisch-depressiven Anfälle offenbaren immer stärkere Abgründe eines innerlich zerrissenen Genies. Der Film von Jalil Lespert setzt den Fokus klar auf die Beziehung von Yves Saint Laurent und Bergé und zeichnet vor diesem persönlichen Hintergrund wichtige Stationen im Leben des Modeschöpfers. Erste Erfolge, Modeschauen, wichtige Bezugspersonen – all dies spielt eine wichtige Rolle. Doch es ist die Liebes- und Arbeitsbeziehung zwischen dem Künstler Saint Laurent und dem Kopfmenschen Bergé, die primär auf höchst sensible Art und Weise beschrieben wird. Die Hauptdarsteller Pierre Niney und Guillaume Gallienne sind Mitglieder des berühmten französischen Nationaltheaters, entsprechend brillant, subtil und eindrucksvoll wirkt ihr Spiel. Es genügen Nuancen der Mimik, der Gestik und der Sprache, um Gefühle zum Ausdruck zu bringen und eine Beziehung voller Konflikte und tiefer Empfindungen zu beschreiben. Zudem gelingt es, dank eines stimmungsvollen Soundtracks und einer stilsicheren Inszenierung, auch das Milieu und den Zeitgeist der 1960er Jahre einzufangen. So ist YVES SAINT LAURENT nicht nur ein gelungenes Biopic über eine der wichtigsten Mode-Ikonen. Es ist ein überzeugendes Porträt einer Zeit und einer Welt, in der hohe Mode auch hohe Kunst war.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm; Biopic
Regie:Jalil Lespert
Darsteller:Pierre Niney; Guillaume Gallienne; Charlotte Le Bon; Nikolai Kinski; Laura Smet; Marie de Villepin; Ruben Alves; Astrid Whettnall; Marianne Basler
Drehbuch:Jacques Fieschi; Marie-Pierre Huster; Jalil Lespert
Buchvorlage:Laurence Benaïm
Kamera:Thomas Hardmeier
Schnitt:Francois Gédigier
Musik:Ibrahim Maalouf
Weblinks:; ;
Länge:106 Minuten
Kinostart:17.04.2014
VÖ-Datum:05.09.2014
Verleih:Squareone / Universum
Produktion: WY Productions, SND; Cinéfrance 1888; Hérodiade; uMedia;
FSK:12
BD EAN-Nummer:888430490093
DVD EAN-Nummer:888430490192
Anbieter-Link:
DVD Extras:Interviews, Making Of, Berlinale Special, Trailer

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Yves Saint Laurent hat die Mode revolutioniert. Er hat mit „Le Smoking“, dem Hosenanzug für Frauen, Furore gemacht, auf gewagte Farbkombinationen gesetzt und „Mondrians Quadrate für die Mode“ entdeckt. All das weiß man. Was man nicht weiß ist, wer der geniale Kopf hinter diesen Einfällen war, wie er gelebt, geliebt und gelitten hat. YVES SAINT LAURENT zeigt es.

Schon mit 21 Jahren wird der schüchterne Yves Saint Laurent Art Director bei Christian Dior in Paris. Seine erste Haute-Kollektion wird ein durchschlagender Erfolg. Aber der schüchterne, blasse Jüngling ist kein Superheld der Modewelt. Während Saint Laurent auf dem Laufsteg gefeiert wird, scheint er an den Erwartungen dahinter zu zerbrechen. Er will zeichnen, entwerfen und nicht Presse und Öffentlichkeit Rede und Antwort stehen. Und dann trifft er auf Piérre Bergé, der Mann, der sich fortan um Saint Laurent kümmern wird, beruflich, wie auch privat.

Jalil Lesperts Film könnte auch „Yves und Piérre“ heißen, denn das Biopic dreht sich in der Hauptsache um das Verhältnis der Beiden. Saint Laurent, das zerbrechlich-ätherische Genie und Bergé, der Praktiker, der weiß worauf es ankommt, wenn man es zu etwas bringen will.

Lespert kann auf phantastische Schauspieler setzen, die diese Botschaft auch wirklich übermitteln können. Gefilmt in, dem Sujet entsprechend, aufwändig-schönen Bildern, spiegelt der Film immer auch ein Stück des Zeitgeistes wieder, den das Label Saint Laurent fortan selber reflektiert hat.
Positiv vermerkt die Jury auch, dass YVES SAINT LAURENT einem Star-Kult nur in begrenztem Maße Vorschub leistet. Zwar wird die Pariser Künstler-Bohème ausgiebig bebildert, Zizi Jeanmaire, Karl Lagerfeld und sogar Andy Warhol, große Namen in Mode und Kunst und allesamt Wegbegleiter des Modemachers, treten im Film nur als flüchtiges Beiwerk auf, werden bisweilen nicht einmal vorgestellt.

Allerdings hat die Jury auch Kritikpunkte anzubringen: Saint Laurent hat Skandale kreiert, der Film vermeidet sie zu erklären. Er hat weibliche Mode von gängigen Klischees befreit, der Film geht nicht darauf ein. Er hat populäre Strömungen in seiner Mode verarbeitet, der Film vermittelt allenfalls eine vage Idee davon, was den Couturier beflügelt hat. Und auch von der eigentlichen Arbeit des Modeschöpfers, von der sinnlichen Kunst, genauso wie von der strengen Hierarchie hinter den Kulissen des Modebetriebs erzählt der Film indes zu wenig. Das ist schade. Der Jury fehlte es am bildlichen Äquivalent zu verbalen Aussagen, zumal Saint Laurent sehr unter dieser Diskrepanz litt. Yves Saint Laurent war manisch-depressiv. Er lebte für die Kreativität, das Zeichnen, die Kunst und (zwei Mal im Jahr) die Kollektionen. Er wurde konfrontiert mit schwerer Arbeit, Verantwortung und enormen Druck auf seinen Schultern. All das wird nur expressis verbis vermittelt, hätte allerdings ein wenig visuelle Unterstützung nötig gehabt.

20 Jahre des Lebens eines hochkomplizierten und genauso schillernden, wie einflussreichen Menschen zu verfilmen ist wahrlich nicht einfach. YVES SAINT LAURENT setzt auf erstklassige Schauspieler, tolle Bilder und eine exklusive Ausstattung. Allerdings erscheint der Jury das Biopic letztlich dann doch etwas zu harmlos. Aus diesem Grund verleiht sie dem Film, nach ausgiebiger Diskussion, das Prädikat „wertvoll“.