Wolke 9

Kinostart: 04.09.08
VÖ-Datum: 16.03.09
2008
Filmplakat: Wolke 9

FBW-Pressetext

Liebe und Sexualität im Alter – ein so zeitgemäßes wie sperriges Thema, dem sich Andreas Dresen mutig von einer unkonventionellen Seite nähert. Die Kamera blickt mit Ehrfurcht und Respekt auf die in die Jahre gekommenen Körper beim Liebesspiel und schafft ganz neue Bilder jenseits der sonst üblichen Konfektionsbilder. Diese dokumentarische Realistik ohne Weichzeichner kommt mit wenigen Dialogen und sogar gänzlich ohne Musik aus, wodurch die überwältigenden Stimmungen noch besser zum Tragen kommen. Besonderes Lob gilt Ursula Werner und ihren zwei Spielpartnern, die es schaffen, diesem mit Scham besetzten Thema durch phantastische Improvisation und Authentizität und Sensibilität zu verleihen, die in der deutschen Kinolandschaft noch lange nachwirken wird.
Prädikat besonders wertvoll

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Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Andreas Dresen
Darsteller:Steffi Kühnert; Ursula Werner; Horst Rehberg; Horst Westphal
Drehbuch:Laila Stieler; Andreas Dresen
Länge:99 Minuten
Kinostart:04.09.2008
VÖ-Datum:16.03.2009
Verleih:Senator
Produktion: Rommel Film Filmproduktion Peter Rommel, Rommel Film, RBB, arte
FSK:12
Förderer:BKM; MBB; DFFF

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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der neue Andreas Dresen bringt neue Entdeckungen im schon so reichen und vielschichtigen Oeuvre des Regisseurs. Zunächst aber gilt eine bekannte Tugend: Der Protagonist einer „moralischen Leinwand“ bestätigt eindrucksvoll seinen Ruf.

In Wolke 9 geht es erneut um existenziellste menschliche Faktoren und Lebenskategorien. Es geht um Schmerz und menschliche Verletzungen, um Lüge und um Wahrheit, immer wieder um Schuld und schuldig werden. Was ist Wahrheit? Was ist Wahrhaftigkeit? Wie relativ ist Wahrheit? Oder hat ein jeder seine legitime Wahrheit und versucht sie zu leben? Wolke 9 – moralische Leinwand pur, aber nie moralisierend, eifernd oder belehrend.

Eine schöne Überraschung: die Erzählform. Ein fast schon minimalistisches Kammerspiel. Ein überschaubares „Personal“, wenige Spielorte. Knappe, meist erst am Drehort mit den Schauspielern improvisierte und spontan erarbeitete Dialoge. Eine Geschichte, in wenigen Sätzen erzählbar. Eine Liebesgeschichte von eindringlicher Offenheit, aber auch von Härte gezeichnet. Konsequent der tragische Ausgang. „Liebe braucht seine Zeit. Die haben alle Drei nicht mehr.“ Andreas Dresen ist zuzustimmen, wenn er meint: „Ich glaube, ich habe noch nie eine Geschichte erzählt, die so auf das Wesentliche reduziert ist wie hier. Es gibt kaum Schnörkel oder irgend etwas Überflüssiges.“

Auch überraschend: eine neue Radikalität schon in Stoff und Sujet, im Beschreiten filmischer Tabufelder: die Sexualität im Alter. Dresen: „Das Thema treibt mich schon seit geraumer Zeit um. Warum gibt es in den Filmen zu diesem Thema immer nur die gleichen falschen Bilder? Warum trauen wir uns nicht, alte Körper anzuschauen? Weil wir der eigenen Zukunft ins Gesicht schauen? Und weil wir das nicht gerne haben, dass wir verfallen?“

Sein Mut, seine Offenheit, aber auch seine Spontaneität und Authentizität machen den Film Wolke 9 zu einem Höhepunkt des Kinojahres 2008. Und nicht nur national, wie zu erleben auch international!