Wiedersehen mit Brideshead

Kinostart: 09.10.08
VÖ-Datum: 16.04.09
2008
Filmplakat: Wiedersehen mit Brideshead

FBW-Pressetext

Mit dieser hinreißenden Verfilmung des vielleicht renommiertesten Romans der britischen Literatur ist dem Regisseur Julian Jarrold selbst ein Meisterwerk geglückt. Sensibel und teils auch melancholisch erzählt der Film vom Verfall einer englischen Adelsfamilie. Voller Nostalgie über vergangene Zeiten sind die Themen allerdings zeitlos: Es geht um Freundschaft und Verrat, um Glaubens- und Konfessionskonflikte, um die Problematik unterschiedlicher sozialer Zugehörigkeiten, um Homosexualität. Wiedersehen mit Brideshead ist Gefühlskino vom Feinsten, das grandios ausgestattet und perfekt besetzt, die filmischen Mittel voll auskostet und mit einem äußerst klugen Drehbuch eine atmosphärisch dichte Stimmung schafft.

Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Julian Jarrold
Darsteller:Emma Thompson; Michael Gambon; Ben Whishaw; Matthew Goode
Drehbuch:Andrew Davies; Jeremy Brock
Weblinks:;
Länge:133 Minuten
Kinostart:09.10.2008
VÖ-Datum:16.04.2009
Verleih:Concorde
Produktion: BBC Films , Dreamachine, Ecosse Films, HanWay Films, 2Entertain, Screen Yorkshire, UK Film Council
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Wiedersehen mit Brideshead ist einer der renommiertesten Romane der britischen Literatur - so etwas wie ein englisches "Die Buddenbrooks". Und es gab in den 80er Jahren eine höchstgelobte Fernsehproduktion namens "Brideshead Revisited", die mit ihren 11 Folgen den Standard für werktreue TV-Adaptionen setzte.

Es ist also ein beachtliches Wagnis, wenn Julian Jarrold diese ausufernde Familiengeschichte nun auf Spielfilmlänge eindampft. So fallen zwangsläufig ganze Erzählstränge und im Grunde sogar die ganze Rahmenhandlung weg, und dennoch ist es Jarrold hier raffiniert gelungen, dass der Film nie wie eine Readers Digest Version wirkt, in der nur die besten Szenen und Dialogstellen zusammen montiert wurden, was bekanntlich nur die Kenner der Vorlage enttäuscht und die anderen Zuschauer meist ratlos zurücklässt. Wiedersehen mit Brideshead wirkt dagegen als ein in sich geschlossenes und stimmiges Werk, und dieses gelang Jarrold, weil er sich bei der Inszenierung auf die Stärken des Mediums Film besann. So ist es erstaunlich, wie viel in den Kernszenen, die im Buch von brillanten Dialogen überquellen, lediglich durch Blicke erzählt wird. Bei dem ersten Dinner von Charles Ryder mit Lady Marchmain und ihrer Familie werden zum Beispiel alle Beziehungen und Gefühle der Figuren zueinander in einer Art von Tanz der Augen deutlich gemacht.

Hierdurch werden die Zuschauer emotional in die Geschichte hineingezogen. Da Jarrold die Liebesgeschichten von Charles Ryder mit Sebastian und Julia in deren Mittelpunkt setzt, hat der Film dramaturgisch ein starkes Zentrum, das es möglich macht, viele der Nebenstränge anzureißen, ohne dass er dadurch seinen Erzählfluss verliert. So ist der Mut des Regisseurs, vieles wegzulassen eine der Qualitäten des Films - sowie seine kluge und einfühlsame Inszenierung, und die grandiose Ausstattung, die nie so wirkt, als würde sie über Gebühr ausgestellt. Zudem glänzt der Film durch all die wunderbaren schauspielerischen Leistungen. Zu den traditionellen Reichtümern der Briten zählen nicht nur Schlösser und hochkultivierte Literatur, sondern auch eine große Riege von grandiosen Schauspielern, die eine Produktion wie Wiedersehen mit Brideshead durch eine perfekte Besetzung lebendig werden lassen. So ist dies in mehr als nur einem Sinne ein äußerst gelungenes Wiedersehen mit Brideshead.