Wenn der Wind weht

Filmplakat: Wenn der Wind  weht

Kurzbeschreibung

Ein auf dem Land lebendes kleinbürgerliches Ehepaar überlebt zwar den Atomkrieg, siecht aber anschließend dahin.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Drama
Regie:Jimmy T. Murakami
Drehbuch:Raymond Briggs
Buchvorlage:Raymond Briggs
Kamera:Mike Heywood
Schnitt:John Cary
Musik:Roger Waters
Länge:84 Minuten
Verleih:Filmwelt Verleih
Produktion: , Meltdown Ltd. Productions, in Zusammenarbeit mit National Film Finance Corporation; Film Four International; TVC, London
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Als Jim, eine der beiden Zeichentrickfiguren dieses ungewöhnlichen Films, schon im Sterben liegt, hofft er noch auf Hilfe durch die behördlichen Rettungstrupps, und Hilda, seine Frau, sorgt sich mehr um den Dreck in ihrer Wohnung, nachdem die Atombombe gefallen ist, als um ihr eigenes Ergehen. Das blinde Vertrauen zu den „herrschenden Mächten“ verlässt die beiden bis zu ihrem Ende nicht. Und damit dürfte der Nerv des Publikums, das diesen Film hoffentlich in großer Zahl und mit tiefgreifenden Nachdenk-Effekt besucht, genau getroffen sein.

Mit seiner einstimmigen Zuerkennung des höchsten Prädikats will der Bewertungsausschuss den Schöpfern dieser filmischen Animations-Trick-Collage (um mit einer derartigen Bezeichnung zugleich deren innovativen Charakter zu umschreiben) Annerkennung dafür aussprechen, dass sie das zentrale Thema unserer Zeit mit dem richtigen Instinkt in eine unkonventionelle, aber zugleich auch überzeugende Form gebracht haben. Eine Darstellung des kleinbürgerlichen Rentner-Ehepaares auf dem Lande durch reale Schauspieler hätte nicht annähernd das erreicht, was die gewissermaßen anonym und damit objektiv bleibenden Comic-Figuren mit ihren (scheinbar) weltfremden Verhaltensweisen beim Zuschauer auslösen : ihn einzubeziehen in ein exemplarisches Schicksal, das uns allen droht, und mit Hilfe seiner Fantasie die Erlebnisse von Jim und Hilda zu seinen eigenen zu machen.

Das künstlerische (und politische) Resultat verblüfft um so mehr, als es auf einer stilistischen Schiene erreicht wird, die gemeinhin für andere Themen des Animationsfilms bestimmt ist. Von daher mag auch der bedenkliche Irrtum entstehen, dieser Film sei für Kinder geeignet. Um die doppelbödige Handlung, die hintergründigen Dialoge und die permanente Bedrohung, in der wir leben -, bedarf es einer Rezeptionsfähigkeit, die auch die indirekte Darstellung des Grauens direkt in Erkenntnis umsetzt.

Die deutsche Fassung steht und fällt mit der sprachlich und psychologisch subtilen Leistung von Brigitte Mira und Peter Schiff, denen es gelingt, ihrem Dialog die Eindringlichkeit eines Hörspieles zu geben.