Weil heute dein Geburtstag ist - 100 Jahre Erich

Filmplakat: Weil heute dein Geburtstag ist - 100 Jahre Erich

FBW-Pressetext

Die letzte Privatsekretärin Erich Honeckers, Mariosa de Las Condes, hält selbst nach dem Tod des DDR-Staatsratsvorsitzenden noch zu ihrem Chef. Kurz vor seinem 100. Geburtstag macht sie sich mit seiner Asche auf nach Deutschland, um ihn dort in Würde zu begraben. Es ist ein originelles Gedankenspiel, welchem sich Filmemacher Christoph Grunert hier widmet. In Personalunion hat er diesen Film gedreht, neben Kamera und Ton ist es Grunert, der als Mariosa auftritt und dabei viel mehr zeigt als nur das Schlüpfen in eine Kunstfigur. Viel mehr zeigt sich in seinen Selbstreflexionen eine Vergangenheit und eine Sozialisation, die geprägt war von den Idealen eines kommunistischen Staates. Den Staat gibt es nicht mehr. Die Erinnerungen schon. Und durch Filme wie diesen bleiben sie bestehen und erhalten den Raum, den sie verdienen. Ganz ohne Glorifizierung, aber mit viel Melancholie.
Prädikat wertvoll

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Filminfos

Gattung:Doku-Fiktion
Regie:Christoph Grunert
Darsteller:Christoph Grunert
Drehbuch:Christoph Grunert
Kamera:Christoph Grunert
Schnitt:Christoph Grunert
Länge:89 Minuten
Produktion: Torquato-Film Christoph Grunert
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Christoph Grunert ist mit dieser Doku-Fiction ein hohes Wagnis eingegangen. Er mischt quasi alchimistisch die Genre und fügt Berichten, die die Leute für wahr halten oder welche in der Öffentlichkeit Akzeptanz finden könnten, Elemente hinzu, die offenbar aus seiner Fantasie stammen und die absurd oder pervers anmuten. Wer mit Ressentiments diesen Film sieht, wird vielleicht die Diagnose stellen, dass hier ein Epigone von Christoph Schlingensief am Werke war. Wer fair ist, wird differenzierter urteilen. Die Kritik der FBW-Jury betraf vornehmlich die überzogene Länge. Auch wurde die Frage erörtert, ob dieser Stoff und diese Ästhetik auf einer Theaterbühne nicht weitaus besser zur Geltung gebracht werden könnte als auf der Kinoleinwand. Doch es gab veritables Interesse an dieser Art der ästhetischen Aufbereitung von Kindheitsmustern und Wendedepressionen. Musikalisch passend durch Musik der DDR-Band „Karussell“ eingeleitet und abgerundet, wird aus Anlass des bevorstehenden 100. Geburtstags von Erich Honecker, dessen letzte Sekretärin vor die Kamera geholt. Dabei handelt es sich freilich nicht um die wirkliche historische Person, sondern um einen Darsteller in Frauenkleidung. Der Film kann quasi auch als ironische Replik auf die kommerzielle und unterhaltsame Verwertung von Zeugnissen der letzten Sekretäre/Sekretärinnen von anderen Staatsmännern gesehen werden. Es sind einige Ideen enthalten, die zu vieldeutigen Bildern führen oder zu ambivalenten Emotionen. Auch abgründige Komik wird subtil eingestreut. Es gab sehr kontroverse Auffassungen zu diesem Film (- beispielsweise auch zu dem Plot, Honeckers Asche hinter dem Grab des Sängers Ernst Busch beizusetzen). Trotz punktuell unterschiedlicher Einschätzung votierte die Jury für das Prädikat: „wertvoll“.