Umberto D.

Jurybegründung

Der Film, der das Elend und den Niedergang eines pensionierten Ministerialbeamten schildert, greift durch die Intensität der Menschendarstellung und der bildlichen Umsetzung seiner Fabel weit über die sozialkritische Studie hinaus. Dank der Kameraführung, des Spiels der Darsteller und des Schnitts konnte die Regie eine erschütternde Bildelegie vom Elend des Menschenlebens entwickeln. Bemerkenswert ist der Mut der Regie, das Zeitmaß des wirklichen Lebens anzuwenden und dabei eine gewisse Monotonie der Bildfolge geradezu herauszufordern. Das gilt vor allem für die Szenen im Zimmer des alten Beamten. Die sehr eigene Art des Films, das alltägliche Leben sinnbildlich einzufangen, erreicht einen Höhepunkt in der Bildfolge mit dem Mädchen Maria beim morgendlichen Kaffeekochen. Hier wird nicht nur mit einer ungewöhnlichen intensiven Kameraarbeit ein bedrückendes Milieu eingefangen, sondern zugleich auch das Schicksal des Mädchens Maria mit wenigen realistischen Bildsymbolen verdeutlicht. Dieser sinnbildlich starken Kameraarbei ist es zu danken, dass der Film mit knappen Dialogen auskommt. Das Schicksal des pensionierten Beamten findet in verschiedenen Einstellungen unvergessliche Bildkraft. Dabei sind besonders die Bettelszene, die Szene im Haus der Hundefänger und die Rosenkranzszene im Krankenhaus hervorzuheben. Bei allen diesen Bilddarstellungen einer fortschreitenden Verelendung bewahrt sich der alte Beamte eine gewissen Würde auch im äußeren Habitus. Gerade diese zwiespältige Haltung zwischen Armut und Standeswürde hat Carlo Battisti eindringlich darzustellen vermocht. Die konzentrierte Regiekunst de Sicas macht sich vor allem bei den zahlreichen Großaufnahmen in dem Zimmer des Beamten, auf dem Korridor und in der Küche der Wohnung bemerkbar. Die Führung der jungen Schauspielerin Maria-Pia Casilio ist meisterhaft. In dem Schicksal des Mädchens Maria findet die Vereinsamung des pensionierten Beamten eine dramaturgisch sehr wirkungsvolle Entsprechung in einem anderen Lebensalter-Milieu. Der Ausschuß bedauert, dass die Mischung der deutschen Synchronisation nicht mit derselben Sorgfalt und der gleichen künstlerischen Empfindsamkeit hergestellt wurde, wie der Film selbst. So wurden dramaturgisch wichtige Geräuschmotive entweder zurückgedrängt oder ausgelassen. Während der Eingangsszenen und anderen Massenszenen hätte man ohne weiteres den italienischen Originalton beibehalten können.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Vittorio de Sica
Darsteller:Carlo Battisti; Maria Pia Casilio; Lina Cennari; Ilena Simova; Elena Rea; Memmo Carotenuto
Drehbuch:Cesare Zavattini
Kamera:G. R. Aldò
Schnitt:Eraldo Da Roma
Musik:Alessandro Cicognini
Länge:88 Minuten
Produktion: , Giuseppe Amato, Rom

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film, der das Elend und den Niedergang eines pensionierten Ministerialbeamten schildert, greift durch die Intensität der Menschendarstellung und der bildlichen Umsetzung seiner Fabel weit über die sozialkritische Studie hinaus. Dank der Kameraführung, des Spiels der Darsteller und des Schnitts konnte die Regie eine erschütternde Bildelegie vom Elend des Menschenlebens entwickeln. Bemerkenswert ist der Mut der Regie, das Zeitmaß des wirklichen Lebens anzuwenden und dabei eine gewisse Monotonie der Bildfolge geradezu herauszufordern. Das gilt vor allem für die Szenen im Zimmer des alten Beamten. Die sehr eigene Art des Films, das alltägliche Leben sinnbildlich einzufangen, erreicht einen Höhepunkt in der Bildfolge mit dem Mädchen Maria beim morgendlichen Kaffeekochen. Hier wird nicht nur mit einer ungewöhnlichen intensiven Kameraarbeit ein bedrückendes Milieu eingefangen, sondern zugleich auch das Schicksal des Mädchens Maria mit wenigen realistischen Bildsymbolen verdeutlicht. Dieser sinnbildlich starken Kameraarbei ist es zu danken, dass der Film mit knappen Dialogen auskommt. Das Schicksal des pensionierten Beamten findet in verschiedenen Einstellungen unvergessliche Bildkraft. Dabei sind besonders die Bettelszene, die Szene im Haus der Hundefänger und die Rosenkranzszene im Krankenhaus hervorzuheben. Bei allen diesen Bilddarstellungen einer fortschreitenden Verelendung bewahrt sich der alte Beamte eine gewissen Würde auch im äußeren Habitus. Gerade diese zwiespältige Haltung zwischen Armut und Standeswürde hat Carlo Battisti eindringlich darzustellen vermocht. Die konzentrierte Regiekunst de Sicas macht sich vor allem bei den zahlreichen Großaufnahmen in dem Zimmer des Beamten, auf dem Korridor und in der Küche der Wohnung bemerkbar. Die Führung der jungen Schauspielerin Maria-Pia Casilio ist meisterhaft. In dem Schicksal des Mädchens Maria findet die Vereinsamung des pensionierten Beamten eine dramaturgisch sehr wirkungsvolle Entsprechung in einem anderen Lebensalter-Milieu. Der Ausschuß bedauert, dass die Mischung der deutschen Synchronisation nicht mit derselben Sorgfalt und der gleichen künstlerischen Empfindsamkeit hergestellt wurde, wie der Film selbst. So wurden dramaturgisch wichtige Geräuschmotive entweder zurückgedrängt oder ausgelassen. Während der Eingangsszenen und anderen Massenszenen hätte man ohne weiteres den italienischen Originalton beibehalten können.