Filmplakat: Ugly

FBW-Pressetext

Auf den ersten Blick schon wirkt die Katze jämmerlich. Ihr Fell ist zerzaust, die Schnurrbarthaare ausgerissen, die Gestalt klapprig. Und so ist sie das perfekte Opfer. Für all die Menschen, die ihre Wut an etwas auslassen wollen. Oder die einfach nur Lust am Quälen empfinden. Das scheint das Schicksal der armen Katze zu sein. Doch irgendwo in dieser Welt gibt es Gnade, Erlösung und Barmherzigkeit. Selbst wenn sie erst im Jenseits zu finden ist. In einer faszinierenden Mischung aus Animation und Computersimulation erschafft der Filmemacher Nikita Diakur, inspiriert von der gleichnamigen Internetgeschichte, eine ganz eigene Welt. Die Katze ist eine ebenso originelle Kreatur wie all die anderen Wesen und Objekte um sie herum. Die stimmungsvolle Musik und ein dazu passendes Farbkonzept lassen jedoch neben all der Härte eine spirituelle Wärme aufkommen, die sich vor allem in der Figur des Indianers und der Darstellung des jenseitigen Universums wiederspiegelt. So entlässt Diakur den Betrachter in ein transzendentes Ende voller Licht, Farbe und Hoffnung. UGLY ist originelle Kurzfilmkunst, in der sich ein hoher technischer Standard mit einer ganz eigenen künstlerischen Vision verbinden.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Nikita Diakur
Drehbuch:Nikita Diakur
Kamera:Nikita Diakur
Schnitt:Nikita Diakur
Musik:Enrica Sciandrone; Cédric Dekowski; Felix Reifenberg
Länge:11 Minuten
Verleih:Kurzfilm Agentur Hamburg
Produktion: Nikita Diakur
FSK:6
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Nikita Diakur interpretiert in seinen animierten Kurzfilmen Geschichten aus dem Internet auf eigenwillige Weise. In Ugly geht es um die tragische Geschichte einer verwahrlosten Katze, die von den Bewohnern einer apokalyptisch anmutenden Stadt gequält wird, bis ein indianischer Schamane sie rettet und ihr einen Aufstieg in ein paradiesisches Jenseits ermöglicht.
Der Film setzt sich mit dem kitschigen Gehalt der Vorlage nach Aussage des Regisseurs ironisch auseinander. Es hätte daher auf der Ebene der Inszenierung möglich sein müssen, die gemeinte ironische Perspektive auf die kritische Dimension der Vorlage kenntlich zu machen. So jedoch erscheinen die indigenen Elemente in dem detailreich und eigenwillig animierten Film durchaus ernsthaft. Was den Film aber ungeachtet dessen auszeichnet, sind Momente des Verfalls der Animation: er dekonstruiert seine eigene Welt, und die Selbstreflexion zeigt sich in der Dekonstruktion auf der Animationsebene. Der Film ist ein Dokument des Zerfalls auf sozialer und physischer Ebene. Allerdings wird eine Überwindung der Grausamkeit natürlicher Abläufe durch menschliche Hinwendung gekontert. Eine Vision der Transzendenz wird als Lösung visualisiert.
Ethnische Stereotypen in dieser Animation sind streitbar, sind aber als Bildmetaphern nachvollziehbar. Der Schamane wird zu einem Bild des Spirituellen, einer personifizierten Respektsbezeugung, um das kosmische Modell des Films zu runden. Auf diese Weise schafft es der Regisseur, seine elf Minuten in enormer Dichte und mit origineller Stilistik zu inszenieren. Der Film ist mit seinen betont einfachen Mitteln emotional berührend.
Auch wenn der ironische Umgang mit der Vorlage für die Jury nicht zwingend deutlich wird, würdigt die Jury den originellen und packenden Ansatz dieses Animationsfilms und verleiht gerne das Prädikat „besonders wertvoll“.