Überflieger - Das Geheimnis des großen Juwels

Filmplakat: Überflieger - Das Geheimnis des großen Juwels

FBW-Pressetext

Mit der Fortsetzung des Animationsfilms aus dem Jahr 2017 gelingt den Macher:innen erneut warmherzig liebevolles Family Entertainment, bei dem schon die jüngsten Kinofans ihren Spaß haben werden.

Der Spatz Richard lebt glücklich und zufrieden mit seiner Storchenfamilie, die ihn als Küken aufgenommen hat, im Winterzuhause in Afrika. Nun steht der Aufbruch des Schwarms kurz bevor und Richard hofft auf den Platz als Leitstorch-Lehrling. Diesen Platz erhält jedoch Richards Storchbruder Max. Mit einer Stinkwut im Spatzenbauch verlässt Richard seine Familie. Und landet schon bald in einer fremden Stadt, in der auf den kleinen Hitzkopf viele neue Begegnungen und noch mehr spannende Abenteuer warten.

Sechs Jahre nach dem Erfolg des europäisch koproduzierten Animationsfilms ÜBERFLIEGER – KLEINE VÖGEL, GROSSES GEKLAPPER kehren der freche Spatz Richard und seine Freunde zurück auf die große Kinoleinwand. Erneut werden die Zuschauenden in ein Reich der Farbenfreude und Fantasie entführt, dazu lässt das afrikanische Setting ein wohliges Urlaubsgefühl aufkommen und die vielen schönen Flugszenen der liebevoll entworfenen Figuren laden gerade die jüngere Zielgruppe zu Ruhepausen zwischen den vielen kleinen abenteuerlichen Sequenzen ein. Mit der eingeschworenen Spatzenbande, den tölpelhaften Marabus und dem gerissen-eitlen Pfau betreten viele neue Figuren die Handlung, doch die Freunde aus dem ersten Teil – die Eule Olga und ihr imaginärer bester Freund Oleg, der Wellensittich mit Star-Allüren oder auch Richards Bruder Max – sind auch wieder mit an Bord. Die verhandelten Themen – Diversität, Gruppenbindung, Patchwork-Familien, Freundschaft – sind gleichzeitig temporär und zeitlos relevant und werden auf Augenhöhe des Zielpublikums kindgerecht verhandelt. Und auch technisch braucht sich die europäische Koproduktion vor amerikanischen Vorbildern nicht verstecken.

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Familienfilm
Regie:Benjamin Quabeck; Mette Tange
Drehbuch:Philip LaZebnik; Reza Memari; Benjamin Quabeck; Mette Tange
Schnitt:Benjamin Quabeck; Martin Wichmann
Musik:Éric Neveux
Webseite:wildbunch-germany.de;
Länge:85 Minuten
Kinostart:23.03.2023
Verleih:Wild Bunch Germany
Produktion: Knudsen Pictures Filmproduktion, Walking the dog; Den Siste Skilling;
FSK:0
Förderer:FFA; MBB; MDM; KJDF

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Film ÜBERFLIEGER – DAS GEHEIMNIS DES GROSSEN JUWELS um eine Freundesgruppe um ein ungleiches Brüderpaar aus Spatz und Storch hat der Jury in mehreren Punkten gut gefallen. Das beginnt schon mit der perfekten Animation der Vogelwelt und ihren verschiedenen Flugstilen, die elegant und rasant, ornithologisch überzeugend eingefangen sind. Auch die orientalische Welt einer Oasenstadt mit Marktplätzen und Türmen wie aus „Tausendundeiner Nacht“ entsteht wild-romantisch vor den Augen der Zuschauenden.

Lobenswert und klug haben Mette Tange und Benjamin Quabeck in die Geschichte auch Kinder-, Jugend- und Gesellschafts-Fragestellungen eingebaut – vor allem zu hier bereits angenehm selbstverständlicher Diversität (durch den queeren Wellensittich oder die Eule mit Persönlichkeitsspaltung) sowie zu Schönheitswahn und Altersdiskriminierung (durch das Marabu-Pärchen) bis hin zu angedeuteten, hier vielleicht etwas zu beiläufig eingebauten ökologischen Fragen wie Klimawandel (anders einsetzende Großwetterlagen) und dadurch bedingter Migration (die aus der Oase in die Stadt vertriebene Spatzen-Gang).

Gelungen empfand die Jury auch die Psychologisierung des grausamen Diktators (dem Pfau), dessen Grausamkeit von seelischen Verletzungen rührt, was das sonst oft übliche reine Gut-Böse-Schema angenehm auflockert. Etwas zu klassisch hingegen erschien der Jury die Mann-Frau-Rollenkonstellation in der Storchfamilie.

Kritisch betrachtete die Jury die Überladung des Films mit verschiedensten Plots, was zu einer gewissen Flatterhaftigkeit in der Erzählung führt. Der gemeinsame Rückflug der Störche aus dem afrikanischen Winterquartier zurück nach Europa erscheint unzusammenhängend mit der titelgebenden Suche nach einem Juwel zur Befreiung der Jungspatzen-Gang aus den Händen des Pfauen-Despoten. Zu den oben genannten vielen Themen kommen noch Guerilla-Freiheitskampf-Ambitionen einer schwer verständlichen Taubengruppe hinzu oder ein verloren gegangenes Spatzenkind. Das alles lässt nach Ansicht der Jury zu wenig Zeit, einzelne Problemkomplexe adäquat dramaturgisch aufzulösen.

Positiv ist der Jury hingegen die gute Psychologisierung der Figuren aufgefallen, beispielsweise durch die intelligente Auffächerung der Jugendgruppe der Spatzen – von der Anführerin bis hin zum „Kleinen“, der noch nicht gleichwertig mitmachen kann, aber liebevoll integriert ist. Lobenswert war für die Jury auch der Einsatz der Musik, die dem Film Drive und Vielfalt gab, ohne ins Musicalhafte zu verfallen. Nach einer anregenden Diskussion und in Abwägung aller Argumente erteilt die Jury dem Film gerne das Prädikat wertvoll.