Troja

Kinostart: 13.05.04
2004
Filmplakat: Troja

FBW-Pressetext

Mit dem aufwendigsten und vielleicht auch klügsten "Sandalenfilm", der je entstanden ist, gelingt Wolfgang Petersen ein beachtenswertes Meisterstück, das der Gattung neue Maßstäbe setzt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Geschichtsfilm; Kriegsfilm
Regie:Wolfgang Petersen
Drehbuch:David Benioff
Weblinks:;
Länge:162 Minuten
Kinostart:13.05.2004
Verleih:Warner
Produktion: Warner Bros. Pictures, Radiant Productions; Plan B; Helena Productions;
FSK:12
Bildungseinsatz:;

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Sucht man die „historische Genauigkeit“ von Homers Sage „Ilias“, die die Grundlage für Wolfgang Petersens monumental episches Filmwerk bildete, so wird man enttäuscht sein. Sicher, man findet die Grundzüge der legendären Geschichte um den Raub der schönen Helena und dem daraus resultierenden zehnjährigen Krieg der Griechen gegen Troja wieder, und die wichtigen Figuren im blutigen Spiel werden wieder gegenwärtig. Vieles wurde aber verändert und der lange Krieg wurde auf nur wenige Wochen verkürzt. David Benioff, der Drehbuchautor, und auch Wolfgang Petersen wollten ganz bewußt kein Geschichtsbild vorführen. Können Homers Erzählung und die historischen Forschungen und Ausgrabungen wirklich beweisen, wie es vor über dreitausend Jahren war, und ob die mythologische Sage von Helden und Göttern nicht nur im Reich der Fantasie und Märchen anzusiedeln ist?

Petersens Film ist ein überaus reich und aufwendig inszeniertes Epos, das sich auf wohltuende Weise nicht nur in gewaltigen Massenszenen oder Tötungsorgien ergeht, sondern zeigt, daß hier zwar ein gigantisches Produktionspotential eindrucksvolle Bilder zaubern kann, um aber sich immer wieder dramaturgisch geschickt auf Szenen mit den Hauptfiguren des Geschehens „zurückzuziehen“. Besonders eindrucksvoll sind hier die „Auftritte“ des Helden aller Helden, Achilles, der von einem durchtrainierten Brad Pitt auf eindrucksvollste Weise verkörpert wird. Und dies nicht nur als muskelbepackter Superkämpfer, sondern auch als sehr vielschichtiger und wandlungsfähiger Charakter.
Die besondere Stärke des Films liegt in der sehr differenzierten und nicht heroisierenden Zeichnung der Hauptprotagonisten, wie Achilles, Hektor, Odysseus oder König Priamos von Troja und seiner Nichte Briseis. Andererseits die mehr eindimensionale, aber glaubhafte Darstellung von Paris und der schönen Helena oder den Königsbrüdern Agamemnon und Menelaos. Die darstellerischen Leistungen bis in die Nebenrollen hinein sind unter einer konzentrierten Führung (Regie) eindrucksvoll, wobei neben Brad Pitt besonders Eric Bana als Prinz Hektor und Peter O’Toole als König Priamos herausragen.
Wurden bei vergleichbaren historischen Großfilmen die Akzente vor allem in Massenszenen, eindrucksvollen Bauten und ausgiebig inszenierten Schlachten gesetzt, so sind die Stärken bei diesem Film bei aller Opulenz doch in vielen eindrucksvollen Dialogpartien zu finden. Szenen, die auf die Sinnlosigkeit von Kriegen, auf falsches Heldentum und den Machthunger menschenverachtender Führer hinweisen.

Ein besonderes Lob gebührt dem Set-Design und einer sorgfältigen wie gleichzeitig unaufdringlichen Ausstattung, die verschiedene kulturelle Einflüsse geschickt einbringt.
James Horners Musik ist nicht überbordend, sondern wird dramaturgisch gezielt eingesetzt, wobei in manchen Szenen nur mit Geräuschen und Stimmen gearbeitet wird.
Ohne Schwächen und ohne Brüche gelang Wolfgang Petersen ein eindrucksvoll-harmonischer Blick auf die Mythologie des griechischen Altertums, der den Zuschauer mit nur einem Bedauern zurückläßt - daß er nach 162 faszinierenden Minuten schon zu Ende ist.