Transfer

Kinostart: 22.09.11
VÖ-Datum: 20.04.12
2010
Filmplakat: Transfer

FBW-Pressetext

Helmut und Anna sind seit Jahrzehnten glücklich miteinander verheiratet. Doch nun ist Anna todkrank ohne Hoffnung auf Heilung. Der einzige Ausweg scheint das Angebot der Firma Mensana zu sein: Per Transfer der Gedanken und sämtlicher Nervenverbindungen soll der Geist von Helmut und Anna in junge Körper übertragen werden. Doch das System ist noch nicht perfekt. In Science-Fiction-Filmen wird oft eine ferne Zukunft als bedrohlicher Ausblick für die Gegenwart gezeichnet. Im Kern dieser deutschen Produktion steht eine Reduktion auf die Grundkonflikte der Menschen, die sich finanziell alles leisten können, ethisch und moralisch aber an ihre Grenzen stoßen. Wie in einer Laborsituation konfrontiert TRANSFER die Zuschauer mit allgemeinen Fragen der Menschheit, wie der der Identität oder dem Traum vom ewigen Leben. Dabei sind es die Darsteller, die diesen Konflikt so glaubhaft entstehen lassen. Jeanette Hain ist für die Rolle der kühlen und manipulierenden Wissenschaftlerin wie geschaffen und unterstützt die sterile Gesamtatmosphäre des Filmes, der daraus seine ästhetische Kraft gewinnt. Die Farb- und Lichtsetzung ist bis ins kleinste Detail stimmig ausgearbeitet. Der Film psychologisiert aufs Feinste, die aufgeworfenen Fragen muss sich jeder Zuschauer selbst beantworten. Gänsehaut-Garantie!

Filminfos

Gattung:Drama; Science-Fiction; Spielfilm
Regie:Damir Lukacevic
Darsteller:B.J. Britt; Regine Nehy; Hans-Michael Rehberg; Ingrid Andree; Jeanette Hain; Mehmet Kurtulus; Ulrich Voß
Drehbuch:Damir Lukacevic; Gabi Blauert; Gerald Klein
Buchvorlage:Elia Barcelo
Kamera:Francisco Dominguez
Schnitt:Frank Brummundt
Musik:Enis Rotthoff
Weblinks:;
Länge:97 Minuten
Kinostart:22.09.2011
VÖ-Datum:20.04.2012
Verleih:Kinostar
Produktion: Schiwago Film GmbH, ZDF/Das kleine Fernsehspiel; arte;
FSK:12
Förderer:MFG Baden-Württemberg; FFA; MBB; DFFF
DVD EAN-Nummer:4250128408509
Anbieter-Link:
DVD Extras:Making Of

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Nicht zum ersten Mal greift ein Science–Fiction-Film den alten Menschheitswunsch nach Verjüngung beziehungsweise deutlicher Verlängerung des Lebens auf. Auch die hiermit eng verbundene Schaffung des perfekten Menschen war - vor dem Hintergrund erahnbarer und zum Teil schon real vorhandener gentechnologischer Möglichkeiten – in letzter Zeit häufiger Thema filmischer Auseinandersetzung.

Hier werden zunächst beide Aspekte verbunden (die Verjüngung geschieht durch einen Transfer der Persönlichkeit in vollkommen erscheinende Spenderkörper), jedoch um weitere Faktoren ergänzt. Wohlhabende weiße alte Menschen bestellen bei einer Gentechnikfirma junge Spender, die samt und sonders aus der sogenannten Dritten Welt stammen, und sich opfern, um ihre Familien aus Notlagen zu retten. Tatsächlich kommt nur ein Bruchteil der Vertragssumme bei den Angehörigen an. Eine Fortsetzung also des Gegensatzes weiß und reich versus schwarz und arm auf anderer Ebene.

Das Transfer-System ist indes noch nicht perfekt. Die schwarzafrikanischen Spender beziehen das Haus ihrer weißen Käufer, tagsüber werden sie von deren Persönlichkeiten beherrscht, nur nachts können sie unter völliger Überwachung für wenige Stunden in ihre eigentlichen Charaktere zurückkehren. Das Scheitern von vier Persönlichkeiten in zwei Körpern ist vorprogrammiert: Erinnerungsüberlagerungen sind genauso wenig bedacht wie die Tatsache, dass die alten Weißen in ihren jungen schwarzen Körpern in ihrer gewohnten Umwelt auf Ablehnung stoßen.

Dass ein von versklavten Spendern gezeugtes Kind automatisch das Kind der ihrer Käufer-Persönlichkeiten wird, versteht sich dagegen von selbst. Oder doch nicht? Die genetische Optimierung des Kindes ist jedenfalls schon Thema, noch bevor die Frage geklärt ist, ob man es nun bekommen oder doch besser abtreiben sollte.

Die Darsteller der jungen schwarzen Spender überzeugen in ihren Doppelrollen und mehr noch in der Auflösung derselben. Einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung der vielschichtigen und spannenden Geschichte leistet dazu die überzeugende Kameraarbeit. Set-Design, Szenenbild und Ausstattung werden dem selbst gesetzten Anspruch nicht immer ganz gerecht, dürften aber zumindest bewusst so gestaltet sein, dass dieser Science–Fiction-Film in der ganz nahen Zukunft spielt, vielleicht gerade schon in der Gegenwart begonnen hat. Die Gier nach Schönheit um jeden Preis ebenso wie die Perfektion des menschlichen Körpers sind Thema einer zentralen ethischen Debatte unserer Zeit. Die Konsequenzen für Individuum und Gesellschaft bereits jetzt diskutierter und zum Teil schon angewendeter gentechnologischer Verfahren sind völlig unabsehbar. Dafür ist TRANSFER eine gelungene Parabel.