Tisch No. 6
Kurzbeschreibung
Beobachtung und Befragung von Medizinstudenten während einesLeichensezierkurses.
Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Carola Noelle Hauck |
Länge: | 87 Minuten |
Produktion: | Filmakademie Baden-Württemberg GmbH, Filmakademie Baden-Württemberg; |
FSK: | 16 |
Jury-Begründung
Was der ungewöhnliche Dokumentarfilm seinen Zuschauernnäherzubringen wagt, macht anfänglich beklommen: 87 Filmminuten
rund um den Tisch Nummer 6 im Freiburger Anatomischen Institut.
Eine im wahrsten Sinne hautnahe Begegnung mit einem
gesellschaftlichen Tabu. Wie die Medizin-Studenten im
Präparierkurs sich ihrem "Gegenstand" nähern, so führt der
äußerst ausbalancierte Film seine Zuschauer immer näher an die
Konfrontation mit dem Tod, mit einem toten Körper, mit einer mehr
und mehr sezierten und in Teilen präparierten Leiche. Eine
bewundernswert sensible Kamera, Zwischentitel, Schwarzblenden und
eine intelligente Schnittdramaturgie helfen vom "ersten Schnitt",
zum "Vierten Tag", zur "Leichenwende" oder bis zum "18. Tag".
Behutsam und respektvoll ist die Bildführung, vieles spiegelt
sich zuerst "nur" in den Gesichtern der Studenten, die einen
toten Körper "nach dem Lehrbuch" erforschen. Ein Bereich wird so
zunehmend sichtbar und anschaubar, im besten Sinne also
wahrnehmbar, von dem unsere Gesellschaft kaum wirklich Bilder,
aber viele Vorurteile hat. Immer mehr wird die Präparierung eines
Toten (es ist ein Mann, der seinen Körper der wissenschaftlichen
Lehre gespendet hat) zu einer bewegenden Begegnung mit dem Leben.
Um die Schönheit unserer Körper geht es, um die Seele, um die
Würde, und um die Frage: Was ist der Mensch? Der anfängliche
Schrecken, den der Film nie voyeuristisch bedient oder auskostet,
weicht einem großen, stillen und schönen Bekenntnis zum Leben.
Auf vielen handwerklichen Ebenen absolut souverän, erstaunt auf
einer anderen Ebene auch die Reife des klugen Films. Die
Regisseurin und ihr Kameramann haben viel beobachtet und gesehen.