The Sounds of Silents - Der Stummfilmpianist

Kinostart: 18.05.06
2005

Kurzbeschreibung

Porträt des Stummfilmpianisten Willy Sommerfeld.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Ilona Ziok
Drehbuch:Ilona Ziok
Länge:84 Minuten
Kinostart:18.05.2006
Produktion: CV-Films, Matti Films;
Förderer:Nordmedia

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Seinen 102. Geburtstag konnte Willy Sommerfeld gerade feiern, er ist damit fast genauso alt wie das Medium Film. Und der Film bestimmte voll und ganz das Leben dieses weltweit einzigen noch lebenden Stummfilmpianisten. Schon zur Stummfilmzeit war Willy Sommerfeld eine Berühmtheit als Virtuose der musikalischen Interpretation der von ihm begleiteten Filme.
Als der Stummfilm in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wieder neu fürs Kino entdeckt wurde, kehrte Sommerfeld, damals schon im Rentenalter, ans Piano zurück und wurde zur Legende. Als einziger noch lebender Aktivist und Zeitzeuge der Stummfilmära ist er ein wirkliches Monument der Filmgeschichte. Ilona Zioks Film setzt ihm und auch der Stummfilmkunst ein würdiges und absolut sehenswertes Denkmal.

Wie bei jeder filmischen Biographie ist die archivarische Recherche eine der wichtigsten Aufgaben. Ilona Ziok hat diese „Materialebene“ bewundernswert gemeistert und präsentiert die alten Filme so sorgsam und überlegt, dass die Schönheit des Stummfilms auch auf heutige Zuschauer überzuspringen vermag. Eines der Verdienste von Autorin und Regisseurin Ilona Ziok ist es, dass dem Zuschauer neben Sequenzen aus berühmten Stummfilmklassikern wie „Metropolis“ oder „Der letzte Mann“ auch Ausschnitte aus selten gezeigten Filmen und weiteres bislang unbekanntes Archivmaterial aus dem Berliner Leben von einst zugänglich werden. Ein besonderes Lob verdient die Montage der Interviewteile und Szenen von heute mit dem historischen Material in einer geschickten Mischung und mit reizvollen Gegenüberstellungen, etwa bei Hochzeit und Kinderfreuden. Leider versäumt es aber der Schnitt, einige Filmsequenzen einfach 1:1 mit der Pianobegleitung durch Willy Sommerfeld zu belassen. Dies wäre ein filmhistorisches Zeugnis erster Klasse gewesen, quasi „Sommerfeld live im Kino“.
Auffallend sparsam ist der Blick in Willy Sommerfelds Leben, der wohl eher wortkarg ist und nur am Piano auflebt. Dafür übernimmt Sommerfelds Frau Doris weitgehendst die Position des Interviewpartners, um aus dem langen und bewegten Leben Willys und von einigen köstlichen Anekdoten zu berichten. Den derart Porträtierten stört diese „Bevormundung“ aber offensichtlich nicht.
Abgerundet wird das Bild des Pioniers durch die liebevollen und informativen Kommentare von Weggefährten wie Ulrich Gregor, Karl Prümm sowie der Konzertveranstalter Rudolf Brünger und Juppy.
Letztendlich ist diese Dokumentation ein Zeugnis von höchster filmhistorischer Bedeutung, die hoffentlich auch dazu dienen wird, den Namen Willy Sommerfeld bei einem großen Kino- und Fernsehpublikum von heute bekannt zu machen.