Tenet

Filmplakat: Tenet

FBW-Pressetext

Der neue Thriller von Christopher Nolan erzählt von einem Agenten, der sich gegen einen machthungrigen einflussreichen Mann stellt, der die Menschheit bedroht. Und als Waffe die Zeit selbst einsetzt. Dank seiner kraftvollen Ton- und einer visionären Bildgestaltung ist Christopher Nolan mit TENET ein weiteres Meisterwerk gelungen, dessen erzählerischem und visuellem Sog man sich nicht entziehen kann.

Das beklemmende Grundthema, dass ein Mensch die Zeit als Waffe gegen die gesamte Menschheit richtet, spiegelt der Film auf einer stets bedrohlich wirkenden Tonebene, die mit gehörig Bass und einer klugen Komposition (Score: Ludwig Göransson) für anhaltende Spannung sorgt. Die aufs Genaueste konstruierte Geschichte macht den Film zu einem einzigen Rätsel, dessen Auflösung man als Zuschauer*in ebenso herausfinden möchte wie die Protagonist*innen der Geschichte, die mit immer wieder neuen Plot-Twists überrascht und bis zum Ende mitfiebern lässt. Die Fragen nach der Relevanz von Zeit und der Bedeutung ihrer Nutzung sind Themen, die ganz aktuell auch unsere Gegenwart reflektieren. Dass Nolan zu den großen visionären Filmemachern gehört, stellt er in einer einzigartigen Bildinszenierung unter Beweis, auch die Kamera von Hoyte Van Hoytema und die Montage von Jennifer Lame tragen dazu bei. Als Hauptdarsteller überzeugt John David Washington mit stoischer Entschlossenheit, an seiner Seite überzeugen Robert Pattinson als Co-Agent, Kenneth Branagh, der den Antagonisten als machthungrigen Narzissten beängstigend intensiv spielt, sowie Elisabeth Debicki als dessen Ehefrau. Mit seinen inszenatorischen Stärken und seiner überwältigenden Wucht ist Christopher Nolans TENET das beste Beispiel für Kino als einzigartiges Erlebnis für alle Sinne.

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Sci-Fi-Thriller
Regie:Christopher Nolan
Darsteller:John David Washington; Elizabeth Debicki; Robert Pattinson; Aaron Taylor-Johnson; Kenneth Branagh; Clémence Poésy; Michael Caine
Drehbuch:Christopher Nolan
Kamera:Hoyte Van Hoytema
Schnitt:Jennifer Lame
Musik:Ludwig Göransson
Länge:150 Minuten
Kinostart:26.08.2020
Verleih:Warner
Produktion: Warner Bros. Pictures, Syncopy;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Tenet – auf deutsch „Grundsatz“ – heißt der lang erwartete neue Film des Regie-Mavericks Christopher Nolan, der seit seinem ersten Film The Following eine zwei Jahrzehnte währende eindrucksvolle Karriere absolviert hat. In Tenet verbindet er sein autorenspezifisches Lieblingsthema, die Philosophie der Zeit, mit Erzählmustern des Spionagethrillers im Stil der James Bond- und Jason Bourne-Reihen.
Der Film beginnt mit einem Massaker: Ein ukrainisches Opernhaus wird brutal von Terroristen überfallen. Doch bald wird deutlich, dass es sich um eine Inszenierung handelt, eine Cover-Up-Action, in der amerikanische Agenten einen mysteriösen Gegenstand erjagen. Doch es bleiben zahlreiche offene Fragen. Der verantwortliche namenlose Agent (John David Washington) wird gefoltert, nimmt eine Giftkapsel – und erwacht wieder. Von nun an gilt er offiziell als tot. Ein neuer Auftrag wartet auf ihn, der nichts weniger als die Welt retten soll.
Mit seinem elften Spielfilm knüpft der britische Genre-Auteur Christopher Nolan zugleich an das performative Actionkonzept seines kommerziellen Hits Inception an und führt seine visionäre filmische Zeitphilosophie konsequent weiter: Mit nur einem einzigen Wort – Tenet – ausgestattet, muss sich der Protagonist auf die Suche nach der Quelle von „invertierter Munition“ machen – Objekten, die in der Zeit rückwärts codiert sind. Auf seiner Mission, die sich jenseits der realen Zeit zu entfalten scheint, wird er in die zwielichtige Welt der internationalen Spionage und des Waffenhandels hineingezogen.
Das Geschehen entfesselt eine Theorie verschiedener Zeitebenen, in denen sich Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit begegnen können (wie in InterStellar), doch nie hat man das auf vergleichbare Weise gesehen: In aufwändigen Actionszenen, die zugleich vorwärts und rückwärts ablaufen, in denen Explosionen sich zusammenziehen, um direkt danach wieder zu erblühen, während sich zwei unterschiedlich gerichtete Teams durch die Zeit arbeiten.
In seinem virtuos inszenierten futuristischen Spionagethriller hebt Nolan also das Spiel mit Variationen der Zeit als filmische Reflexionsbasis einen zeitgemäßen neuen Level. Die Regeln der involvierten Genres (Spionagethriller und Science Fiction) werden dabei neu auslotet. Das Resultat ist performatives Kino, das sich momentan ereignet, aber auch mehrfach unterschiedlich wiedergesehen werden kann. Tenet bleibt eine komplexe Herausforderung an das geneigte Publikum, kann aber auch einfach als Spektakel genossen werden.
Inhaltlich werden Umweltzerstörung und Klimawandel, menschliche Hybris und wissenschaftliche Fähigkeiten gleichermaßen verhandelt. Nolan steht dazu ein Ensemble hervorragender SchauspielerInnen zur Seite – neben Washington sind das Robert Pattinson, Kenneth Branagh, Michael Caine, Dimple Kapadia und Elisabeth Debicki. Die Visualisation mehrerer Zeitebenen im Bild ist ästhetisch virtuos und technisch innovativ gelöst und lässt die angestrebte Mehrfachcodierung des Films als Actionfeuerwerk, Spannungskino und philosophischer Essay nachdrücklich gelingen. Ludwig Göranssons basslastig hämmernde und ekstatische Musik vertieft die Suggestivkraft der Bild nachhaltig und verleiht der Inszenierung etwas Zwingendes, das man lange nicht mehr auf diesem Hollywoodlevel erleben durfte.
Christopher Nolans Tenet zeigt einen Regisseur auf der souveränen Höhe seines Schaffens und bietet ein ebenso komplexes wie intensives Filmerlebnis für ein großes Publikum. Die Jury verleiht daher das Prädikat „besonders wertvoll“.