Tage die bleiben

Kinostart: 26.01.12
2011
Filmplakat: Tage die bleiben

FBW-Pressetext

In nur einem einzigen Moment zerbricht die Welt der Familie Dewenter, als Andrea, Ehefrau, Mutter und frisch gebackene Schriftstellerin, Opfer eines Verkehrsunfalls wird. Nach ihrem plötzlichen Tod bleiben ihr Mann und ihre zwei Kinder schockiert zurück, völlig überfordert mit der Aufgabe, sich um ihre Beerdigung zu kümmern. Zudem offenbart sich in der Aufarbeitung der Trauer auch immer mehr das fragile Familiengebilde und die Lebenslügen. Alle drei müssen nun neu lernen, zueinander zu finden. Trauer und Neuanfang sind die bestimmenden Themen in diesem berührenden Debütfilm von Pia Strietmann. Jede Figur hat ihr Päckchen zu tragen und der Film lässt sich Zeit, um den einzelnen Charakteren und deren Innenwelt auch ihren Raum zu geben. Das intensive Spiel der Darsteller sowie die exzellente Kameraführung bringen dem Zuschauer die Gefühle fast dokumentarisch nahe. Am Ende steht die Hoffnung auf einen Neubeginn und die Versöhnung. Ein klug inszeniertes Drama über den Tod und das Weiterleben.

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Ein einziger Moment genügt und die perfekt gepflegte Familienidylle zerbricht. Ein tragischer Autounfall und vielerlei aufgebaute Fassaden erhalten Risse und das bisherige Leben wird komplett in Frage gestellt.
Auf sehr hohem Niveau dekliniert der Film durch, wie die emotionale Befindlichkeit eines oder einer Betroffenen die der anderen beeinflusst, wie Wissen und Nichtwissen Schuldgefühle auslösen und Erlösung unterdrücken. Hier beobachtet man eine Familie an genau diesem Punkt, an dem alles auseinander bricht, was bisher alle zusammen gehalten hat. Und es ist erstaunlich, wie genau es gelingt, die Frage der individuellen Schuld vielfach zu deklinieren, ohne einseitig Stellung zu beziehen oder dem Betrachter die Freiheit zu nehmen, sich selber zu positionieren. Der Film überzeugt durch eine beeindruckende Mischung aus Banalität und Intelligenz. Lebensentwürfe, die im einen Moment verlacht und verhöhnt werden, werden in einem späteren Moment rehabilitiert, ohne den Zuschauer Partei für ein Richtig oder Falsch ergreifen lassen zu müssen. Alles ist, wie es ist, und genau das ist so unerträglich für alle, denn ständig schwebt ein „es könnte doch anders alles so gut sein“ mit.
Der Bewertungsausschuss hat TAGE DIE BLEIBEN sehr lang und intensiv diskutiert, die vielfältigen verpassten Chancen und gesellschaftlichen Konventionen haben eine Vielzahl an diskutierungswürdigen Fragen aufgeworfen und die Richtung der Gespräche immer wieder neu schweifen lassen. Dabei wurden viele Aspekte des Films aufs höchste gelobt: Die Darsteller, die Tiefe der Charaktere, die Emotionen, die sich auf den Zuschauer übertragen, ohne dass auf die Tränendrüse gedrückt werden würde. Auch der Raum für nuanciertes Spiel, der dem Cast in langen, stillen Einstellungen eingeräumt wird, wurde vielfach gelobt.