Sterben für Anfänger

Kinostart: 19.07.07
2007
Filmplakat: Sterben für Anfänger

FBW-Pressetext

Mit allen Wassern des Genres gewaschen ist diese von einem Amerikaner gemachte, englische schwarze Komödie. Ein perfektes Drehbuch, sichere Dramaturgie, abstruse Ideen, disziplinierte Darsteller und ein kammerspielhaftes Setting machen die Stunden vor einer Beerdigung zu einem zwerchfellerschütternden Abenteuer voller aberwitziger Pointen. Und dennoch bleibt als Krönung des sorgsam gebauten Films die Würde des Toten gewahrt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Komödie; Spielfilm
Regie:Frank Oz
Darsteller:Jane Asher; Ewen Bremner; Peter Dinklage; Daisy Donovan
Drehbuch:Dean Craig
Länge:91 Minuten
Kinostart:19.07.2007
Verleih:Concorde
Produktion: Sidney Kimmel Entertainment, Metro Goldwyn Mayer; Sidney Kimmel Entertainment; VIP Medienfonds 1+2; Target Media Entertainment; Parabolic Pictures; Stable Way Entertainment;
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Rund um einen aufgebahrten Sarg hat da ein amerikanischer Regisseur - der Profi Frank Oz - eine englische Komödie gemacht, die mit allen Wassern des Genres gewaschen ist: Chapeau!

Ein perfektes Drehbuch, die erste Riege englischer Schauspieler und die spürbare Lust am Absurden, die alle Beteiligten offenbar bewegte, haben hier einen bemerkenswerten Antagonismus geschaffen: ein diszipliniertes Kammerspiel und eine zwerchfellerschütternde Lachnummer. Das fulminante Drehbuch setzt nicht nur die aberwitzigen Pointen an den richtigen Stellen, sondern entwickelt mit sicherer Dramaturgie aus dem soignierten Rahmen einer Beerdigung in einem englischen Upper-Class-Landhaus eine furiose und vollkommen unerwartete Komödie der Peinlichkeiten - um am Ende zu einer selbstverständlichen, bewegenden Moral zurückzufinden.

Der Schauder des Grauens, der einem bei dem Gedanken den Rücken hinunter läuft, was eine deutsche Komödie aus der bei der Beerdigung evident werdenden Tatsache gemacht hätte, dass der verstorbene Ehemann und Vater ein intimes Verhältnis mit einem Zwergwüchsigen hatte, korrespondiert mit ebenjenem Vergnügen, das dieser Regisseur, dieses Drehbuch und diese Schauspieler aus jener höchst geschmacklosen Pointe (und die ist nur eine von vielen derselben Kategorie) gezaubert haben.

Aber dieser Film kann noch mehr: Da wird eine LSD-Halluzination, in die ein seriöser Anwalt unwissentlich und unwillentlich geraten ist, zum dramaturgischen Trick, desolate Familienstrukturen aufzuzeigen.

Und da wird letztlich dieses ganze Furioso sprühender, zündender, abstruser und degoutanter Gags zum Tableau für eine bewegende Wandlung zweier Brüder hin zum Besseren. Daniel, der brave Sohn, der die Beerdigung organisiert, bezahlt und seiner Mutter zur Seite gestanden hat und doch in aller (vor allem ihrer) Augen immer nur im Schatten des begabten, glänzenden Bruders stand, eines erfolgreichen New Yorker Schriftstellers, Daniel also hält am Ende, nachdem das Chaos vorüber ist, eine unspektakulär schöne, bewegende Trauerrede auf seinen verstorbenen Vater, der nicht nur Zwerge begattete, sondern einfach ein guter Mensch war.

Mit dieser Rede ist Daniel da angekommen, wo er immer sein wollte: im Olymp der Schriftsteller. Aus dem sein Bruder, der Snob, der immer First-Class fliegt und sich doch nicht an den Kosten der Beerdigung beteiligen will, in diesem stillen und doch alles verändernden Finale plötzlich herabsteigt ins Tal seiner trauernden Familie, um dieser selbstlos zu helfen.

So „...ist Versöhnung mitten im Streit und alles Getrennte findet sich wieder“ - oder mit anderen Worten: So müssen gute Komödien aussehen. Nichts, wir wissen es, ist schwerer.