Stained Skin

Filmplakat: Stained Skin

FBW-Pressetext

Der Mensch als ausgebeutetes Werkzeug in der Maschinerie des Konsums ist kaum noch ein Mensch. Wo jeder Handgriff mechanisch abläuft und ein ausdrucksloses Gesicht dem anderen gleicht, kann von einer Fabrik gesprochen werden. In diese entführen Adam Graf und Mandy Peterat mit ihrem dystopischen Drama, das gesellschaftlich kaum aktueller sein könnte. Zwei junge Arbeiterinnen einer Textilfabrik, gefangen zwischen Bleichetanks und kiloschweren Stoffsäcken proben die Flucht. Zumindest in ihrer Fantasie einer märchenhaften Erzählung, die sich beide ausdenken, können sie den Fängen ihres verhafteten Lebens kurzzeitig entkommen. Kreative und kluge Kameraeinstellungen erzählen hier vielschichtig von Ungerechtigkeit, wie sie schon lange in der Welt zu finden ist. Die animierten Sequenzen wirken zart, fast wie ein entrückter Traum, eine Vision, die einen kurzen Moment der Poesie inmitten all dieses Elends erlaubt. Eine starke Erzählung, die zum Nachdenken über die eigene Verantwortung in der Ausbeutung von Menschen außerhalb des eigenen Sichtfelds anregt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Adam Graf; Mandy Peterat
Darsteller:Safinaz Sattar; Marisa Wojtkowiak
Drehbuch:Mirjam Khera
Kamera:Adam Graf
Schnitt:Benedikt Strick
Musik:Clemens Ruh
Länge:9 Minuten
Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Förderer:Filmuniversität Babelsberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In den Hallen einer dystopischen Textilfabrik tauchen zwei junge Arbeiterinnen kurzzeitig aus ihrer harten Realität in die Phantasie eines Märchens ein. Die Abschlussarbeit an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF von Adam Graf und Mandy Peterat erzählt mit einer zauberhaften Mischung aus Realfilm und Animation, wie die beiden jungen Frauen ihrer harten Arbeit, dem Färben von Textilien mit bloßen Händen, mit einem Befreiungsmärchen einen imaginären Widerstand entgegensetzen: Die Perlenauffädlerin Nanai muss in Sklavenarbeit Perlen für die Herrscherfamilie auffädeln, bis sie sich zur Entscheidung durchringt, nie wieder Perlen anzufassen. In neun Minuten entfaltet der Film mit den vorzüglichen spielenden Darstellerinnen visuell vielfältig ein poetisches Narrativ der Resilienz gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen, das Real- und Animationsfilm meisterhaft vermischt. In der letzten Einstellung verschwinden die beiden jungen Frauen dann allmählich hinter aufgetürmten Säcken – auch hier erkennt die Jury ein vieldeutiges Bild: denn zwar werden sie für den Betrachter unsichtbar, aber vielleicht entsteht dadurch auch die Hoffnung auf einen gewissen Schutzraum, der nur ihnen gehört.