Space Dogs

Kinostart: 24.09.20
2019
Filmplakat: Space Dogs

FBW-Pressetext

Der poetisch erzählte Dokumentarfilm SPACE DOGS erzählt die Geschichte der Hündin Laika, die als erstes Lebewesen ins All geschickt wurde – und deren Geist noch heute in den Straßenhunden Moskaus weiterlebt.

Im Jahr 1957 schickte die russische Raumfahrtbehörde die Hündin Laika als erstes Lebewesen ins All. Doch nur vier Stunde nach dem Start starb Laika. Ihr Leichnam kehrte niemals auf die Erde zurück, ihr Körper verglühte beim Wiedereintritt der Kapsel in die Erdatmosphäre. Seit jeher ranken sich viele Geschichten um Laika. Eine von ihnen besagt, dass der Geist von Laika auf die Straßen Moskaus zurückkehrte, und an der Seite der Straßenhunde - denn auch sie war einst eine von ihnen - durch die Stadt streunt. In ihrem Dokumentarfilm SPACE DOGS haben es sich Elsa Kremser und Levin Peter zum Ziel gesetzt, Laikas Erben zu begleiten und ihre Sicht auf die Welt, die vom Menschen beherrscht wird, zu zeigen. Und so sind sie immer hautnah dabei, wenn die Straßenhunde in Rudeln oder alleine durch Moskaus Straßen ziehen, miteinander Essen teilen, Revierkämpfe ausfechten oder auch ihr Ende finden. Konsequent und beeindruckend ist die Perspektive der Kamera von Yunus Roy Imer, die sich permanent auf Augenhöhe der Hunde befindet. Das bringt den Betrachter dazu, die Wege der Vierbeiner zu teilen und einen Blickwinkel einzunehmen, den man so bisher selten gesehen hat. Immer wieder kehren Kremser und Peter auch zu historischen Aufnahmen zurück und zeigen die Hunde, die damals für eine Weltraummission ausgesucht wurden und vom Menschen für ihre wissenschaftlichen Zwecke und das allgemeine Machtstreben ausgenutzt wurden. Die Musik von John Gürtler und Jan Miserre erschafft Klangwelten, die zusammen mit den Bildern eine Art Sog entfachen und eine sphärische Stimmung aufkommen lassen. Unterstützt wird diese Tonebene auch von einer ruhigen Erzählerstimme, die sich der langsamen Erzählhaltung anpassen und so dem Dokumentarfilm Poesie und Lakonie verleihen. SPACE DOGS liefert einen spannenden und faszinierenden Blick in die Welt auf vier Pfoten.

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Elsa Kremser; Levin Peter
Drehbuch:Elsa Kremser; Levin Peter
Kamera:Yunus Roy Imer
Schnitt:Stephan Bechinger; Jan Soldat
Musik:John Gürtler; Jan Miserre,
Webseite:itworksmedien.com;
Länge:91 Minuten
Kinostart:24.09.2020
Verleih:Real Fiction
Produktion: RAUMZEITFILM Produktion OG, IT WORKS! Medien GmbH;
FSK:0
Förderer:MBB; MDM; KJDF; Film- und Medienstiftung NRW; Bundeskanzleramt Österreich; Kärtner Filmförderung; Thüringer Filmförderung

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.

Das erste Lebewesen, das je ins Weltall geschossen wurde, war die russische Straßenhündin Laika. Was aber mit dieser Hündin genau geschah, darüber weiß kaum jemand Bescheid, dabei hätte man sich denken können, dass dieses Lebewesen zugleich auch das erste Todesopfer im Rennen um den Weltraum war. Dies ist der Auftakt zum furiosen Dokumentarfilm SPACE DOGS der beiden jungen Filmemacher_innen Elsa Kremser und Levin Peter. Mit eindrucksvoller Stimme erzählt ein russischer Sprecher (der Moskauer Schauspieler Aleksey Serebryakov) die Geschichte Laikas und eröffnet so einen Erzählbogen, der historische Fakten, Anekdotisches und Philosophisches eindrucksvoll miteinander verbindet - ein Faden, der später gekonnt weitergesponnen wird.

Von den Hunden, die den Schwerpunkt des Films bilden und die laut einer Legende (eher eine urban legend) vom Geist Laikas beseelt sind, wechselt der Film später zu einem dressierten Schimpansen und zu Schildkröten, die ebenfalls im Dienste der Wissenschaft und des menschlichen Strebens nach Höherem ins All geschossen wurden, ohne dass darunter die Stringenz der zugrundeliegenden Idee der Auslotung des Verhältnisses zwischen Menschen und Tier leiden würde.

SPACE DOGS von Elsa Kremser und Levin Peter ist zwar nominell ein Dokumentarfilm, doch das Werk geht weit über die bloße Abbildung der Realität hinaus. Vielmehr verknüpft es im Stile eines philosophischen Essays gewagte formale Experimente (wie etwa in der eindrucksvollen, nahezu hypnotischen Eingangssequenz), gegenwärtig Vorgefundenes und historische Materialien mit einer Meta-Erzählung, die einen ganz neuen Blick auf die Welt aufzeigt und so dem Publikum buchstäblich die Augen öffnet für Querverbindungen, die vieles über das Wesen der Welt und des Menschen zum Vorschein bringen.

Eindrucksvoll ist aber nicht nur der Aufbau des Films und die immer wieder auftauchende Erzählstimme, sondern ebenso die sehenswerte Kameraarbeit, die das Publikum buchstäblich auf Augenhöhe mit den gegenwärtigen Straßenhunden auf die Reise durch überwiegend nächtliche Moskauer Vorort-Gegenden schickt. Immer wieder fragt man sich fasziniert, wie es Kremser und Peter sowie ihrem Kameramann Yunus Roy Imer gelang, so nahe an die Hunde heranzukommen und so sehr um ihre Wege und Orte zu wissen, dass Bilder wie diese gelingen. Dabei scheut die Regie auch nicht davor zurück, das Leben der Hunde auf der Straße in aller ungeschönten Härte zu zeigen: Beim Streunen stoßen die Tiere auf eine Katze, die dann dem Jagdtrieb und vermutlich auch dem Hunger der Hunde zum Opfer fällt, der Versuch aber, die Beute auch zu verspeisen, scheitert kläglich.

Unterstützt wird der große Wurf, den Kremser und Peter hinlegen, von einem eindrucksvollen Sounddesign und Score, die beide buchstäblich die Leinwand und das Kino zum Dröhnen und Klingen bringen.

Ein gewagter Film, der neben seinen formalen wie erzählerischen Qualitäten eindrucksvoll beweist, dass das Kino immer noch ein Ort ist, an dem wir über uns und den Zustand der Welt nachdenken können und neue Impulse erfahren.