Sodbrennen

1987
Filmplakat: Sodbrennen

Jurybegründung

Mike Nichols, Regisseur von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" und "Silkwood" realisiert in "Sodbrennen" eine Ehegeschichte, die vom glückhaften Beginn bis zur desillusionierten Trennung teils komödiantisch, oft ironisch, aber durchweg mit ernsthaftem Tenor (und zwar auch dort, wo man dies noch kaum bemerken kann) das Scheitern einer Beziehung nachzeichnet.



Die Geschichte wird distanziert erzählt; mit leichter Ironie vereint sie alltäglich-psychologische oder von den Medien wohlfeil angebotene Gründe und Parallelen für die dargestellte Entwicklung, ohne sie zu leugnen. Darin liegt ein Reiz des Films, der - entsprechend dieser behutsam skeptischen und doch nicht teilnahmslosen Perspektive - seine Gestalten und die Darsteller, die sie verkörpern - als Wesen vorführt, deren Handlungen zwar beobachtet, deren Motive aber deshalb noch lange nicht entschlüsselt werden können. Gerade indem die Regie, die teilweise - und nicht nur in den beiden Hauptrollen - sehr bekannte Darsteller mit leichter Verfremdung als Personen vergegenwärtigt, die sich immer auch der Wirkung ihres Handelns und Redens bewußt sind, ermöglicht sie eine Vergegenwärtigung, die auf Deutungs- oder gar Lösungsmöglichkeiten verzichtet.



Dementsprechend ist auch die Ausstattung des Films (bemerkenswert vor allem das unfertige Haus des Ehepaares), sind die Dialoge (zwischen konventionellem Gerede, gesellschaftlicher Lüge, gezielter Anspielung und unmittelbarer Betroffenheit spielend), ist die Musik (von interpretierenden und kommentierenden Songs über den Sprechgesang des Hauptdarstellers bis zu volksliedhaften Spielsituationen) nicht so gestaltet, daß sie das Geschehen, die Gefühle, die Entscheidungen als exorbitant charakterisieren. Vielmehr bleibt eine auffällige, befremdliche Verhaltenheit auch in diesen und anderen Gestaltungsmitteln (etwa den Randfiguren des Films) konstitutiv.



Daß der Bewertungsausschuß sich zum höchsten Prädikat nicht entschließen konnte, ist in dieser Gestaltung begründet. Denn während der Film einerseits ein zentrales Thema zwischenmenschlicher Beziehungen zum Gegenstand wählt, ist er auf der anderen Seite gleichsam kühl in seiner Präsentation - ein Kinostück bemerkenswerter Qualität, das letzten Endes doch mehr auf Unterhaltung als auf erkenntnis einer Problematik und ihrer Gründe aus ist.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Mike Nichols
Darsteller:Jack Nicholson; Meryl Streep
Drehbuch:Nora Ephron
Schnitt:Sam O'Steen
Musik:Carly Simon
Länge:110 Minuten
Produktion: Paramount Pictures Corporation
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Mike Nichols, Regisseur von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" und "Silkwood" realisiert in "Sodbrennen" eine Ehegeschichte, die vom glückhaften Beginn bis zur desillusionierten Trennung teils komödiantisch, oft ironisch, aber durchweg mit ernsthaftem Tenor (und zwar auch dort, wo man dies noch kaum bemerken kann) das Scheitern einer Beziehung nachzeichnet.

Die Geschichte wird distanziert erzählt; mit leichter Ironie vereint sie alltäglich-psychologische oder von den Medien wohlfeil angebotene Gründe und Parallelen für die dargestellte Entwicklung, ohne sie zu leugnen. Darin liegt ein Reiz des Films, der - entsprechend dieser behutsam skeptischen und doch nicht teilnahmslosen Perspektive - seine Gestalten und die Darsteller, die sie verkörpern - als Wesen vorführt, deren Handlungen zwar beobachtet, deren Motive aber deshalb noch lange nicht entschlüsselt werden können. Gerade indem die Regie, die teilweise - und nicht nur in den beiden Hauptrollen - sehr bekannte Darsteller mit leichter Verfremdung als Personen vergegenwärtigt, die sich immer auch der Wirkung ihres Handelns und Redens bewußt sind, ermöglicht sie eine Vergegenwärtigung, die auf Deutungs- oder gar Lösungsmöglichkeiten verzichtet.

Dementsprechend ist auch die Ausstattung des Films (bemerkenswert vor allem das unfertige Haus des Ehepaares), sind die Dialoge (zwischen konventionellem Gerede, gesellschaftlicher Lüge, gezielter Anspielung und unmittelbarer Betroffenheit spielend), ist die Musik (von interpretierenden und kommentierenden Songs über den Sprechgesang des Hauptdarstellers bis zu volksliedhaften Spielsituationen) nicht so gestaltet, daß sie das Geschehen, die Gefühle, die Entscheidungen als exorbitant charakterisieren. Vielmehr bleibt eine auffällige, befremdliche Verhaltenheit auch in diesen und anderen Gestaltungsmitteln (etwa den Randfiguren des Films) konstitutiv.

Daß der Bewertungsausschuß sich zum höchsten Prädikat nicht entschließen konnte, ist in dieser Gestaltung begründet. Denn während der Film einerseits ein zentrales Thema zwischenmenschlicher Beziehungen zum Gegenstand wählt, ist er auf der anderen Seite gleichsam kühl in seiner Präsentation - ein Kinostück bemerkenswerter Qualität, das letzten Endes doch mehr auf Unterhaltung als auf erkenntnis einer Problematik und ihrer Gründe aus ist.