Filmplakat: Silhouette

FBW-Pressetext

Am Anfang des Films sehen wir nur einen Schattenriss, eine Silhouette, deren Bedeutung sich der Zuschauer selbst erschließen muss. Ist es eine hügelige Landschaft, eine Bergkette, ein Waldrand, der sich abzeichnet? Die Geräusche sind die des Landlebens, man hört Vögel, Holzfäller, den Wind. Dann auf einmal verändert sich das Bild und alles „verschwimmt“. Der experimentelle Kurzfilm von Astrid Busch stellt dem Zuschauer ein Rätsel auf, für das es keine eindeutige Lösung gibt. Er spielt mit Hör- und Sehgewohnheiten, liefert Ton, aber keine passenden Bilder, setzt die Musik emotionalisierend ein und überrascht mit seinen spärlich und gezielt gesetzten Effekten. Der Zuschauer wird, wie in jedem guten Experimentalfilm, aktiviert und gefordert. Ein gleichzeitig spannendes und auch entspannendes Spiel mit unserer Wahrnehmung.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Astrid Busch
Drehbuch:Astrid Busch
Kamera:Astrid Busch
Schnitt:Astrid Busch
Musik:Max Richter
Webseite:astridbusch.de;
Länge:6 Minuten
Produktion: Astrid Busch

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film zeigt einen Schattenriss, der solange in einer Einstellung verharrt, dass man kaum noch eine Veränderung erwartet. Da es keinen Reverenzpunkt gibt, sind die Dimensionen nicht festzulegen: es kann eine Landschaft oder ein lehmiges Stück Erde sein. Ländliche Atmosphärengeräusche lassen einen entsprechenden Kontext erwarten. Dann wird das Vogelgezwitscher von Regen und Gewittergeräuschen abgelöst und plötzlich scheint sich ein Tropfen zu bilden und nach oben zu „fallen“. Langsam umspült immer mehr Regenwasser die Silhouette, wodurch man sich besser orientieren kann, weil man zumindest ihre Größe und Position erkennen kann. Doch als letzte Überraschung setzt eine idyllische Musik ein, durch die wiederum die „Regeln“ dieses Experimentalfilms überraschend erweitert werden.

Astrid Busch spielt hier souverän mit den Seh- und Hörerwartungen der Zuschauer und hat mit stilistisch minimalen Mitteln einen erstaunlich wirkungsvollen – ja spannenden Film gemacht. Ähnlich wie man unwillkürlich in Wolken oder ungeordneten Strukturen Muster und Zeichen hineinliest, versucht man auch hier die so ungeformt wirkende Silhouette zu interpretieren. Die Tonebene bietet dafür gewisse Interpretationsmöglichkeiten an, und durch das zunehmende Wasser wird die Einstellung dann zwar eindeutiger, im Grunde aber noch geheimnisvoller. Dies ist eine höchst originelle Arbeit, zugleich hochartifiziell und „gut geerdet“.