Schwere Geburt

FBW-Pressetext

„Es wird eine Mutter und ein Kind geboren.“ Anfang Zwanzig wird Katja schwanger, von einem jungen Mann, den sie erst ein paar Tage kennt. Trotz großer Zweifel entscheiden sich beide für das Kind und für die Verantwortung. 20 Monate nach der Geburt begleitet die Dokumentarfilmerin Christa Pfafferott auf einfühlsame Weise den Alltag der drei und ihre konfliktreichen Versuche zu einer Kleinfamilie zusammen zu wachsen. Neben aufschlussreichen Interviews sind es vor allem die bewegenden Alltagszenen, die bestehende Zwiespälte zwischen Ängsten, Wünschen, Überforderung und Glück über das neue Leben der Tochter deutlich zu Tage bringen. Eine höchst sensible und lobenswerte Annäherung an ein bekanntes Thema!
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Christa Pfafferott
Drehbuch:Christa Pfafferott
Weblinks:;
Länge:60 Minuten
Verleih:Filmakademie Baden-Württemberg
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH, avindependents film & TV GmbH, SWR, Katrin Tabler
Förderer:MFG Baden-Württemberg

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Ja oder nein? „Eine Abtreibung wäre möglich gewesen, aber will ich das wirklich, kann ich das?“ - Sehr einfühlsam begleitet die Filmemacherin die junge Mutter Katja und ihre Tochter über mehrere Monate bei dem Versuch, sich im neuen Leben als Mutter zu recht zu finden. Der Vater hat zwar daran teil, doch unter einer Familie stellt man sich etwas anderes vor. Es ist beeindruckend, wie natürlich sich Katja und ihre Tochter vor der Kamera verhalten, wie offen Katja und später auch der Vater Johannes sich äußern. Nach einem kurzen Verhältnis ungewollt schwanger geworden, reflektiert Katja über die Folgen der Geburt ihrer Tochter für das eigene Leben, ihre Zukunft und die Zukunft des Kindsvaters. Ihre romantischen Hoffnungen auf eine Kleinfamilie teilt Johannes nicht, denn „für mich wurde Johannes immer schöner, bei ihm ist das leider nicht so“, gesteht Katja.

Schwächen hat der Film beim Timing, auch hat er eine gewisse Redundanz der Aufnahmen und Aussagen. Mehr Mut zur Kürzung hätte den Zuschauer sicher noch stärker bei der Sache gehalten. Dem entgegen war der Ausschuss von der sensiblen Kamera sehr beeindruckt, die wie ein selbstverständlicher Teil des Lebens wurde.

Vor allem Katja gestattet immer wieder tiefe Einblicke in ihr Seelenleben, ohne dass daraus ein voyeuristischer Seelenstriptease erwächst. Eigene Kindheitsängste und –enttäuschungen kommen hoch und werden auf das Kind und den Alltag gespiegelt. Schwere Geburt beinhaltet immer wieder überraschend differenzierte Aussagen und die stets haftend bleibende Erkenntnis, dass es um persönliche Schicksale und Entscheidungen geht. Und glücklicherweise soll aus diesen individuellen und berührenden Schicksalen keine universellen Botschaften abgeleitet werden, was dem Film eine besondere Authentizität verleiht.


Wiesbaden, den 19. Mai 2009

Im Entwurf gezeichnet: Für die Richtigkeit:



Dr. Kai Reichel-Heldt Bettina Buchler
Vorsitz Filmbewertungsstelle Wiesbaden