Schloß und Siegel

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die Erteilung des Prädikats erfolgte nicht ohne Bedenken, denn der Film will einerseits Komödie sein, will andererseits die Realität des Lebens in einer Justiz-Strafanstalt kritisch vergegenwärtigen. Beides gelingt ihm - schon wegen dieser schwierigen Verbindung derartiger Ziele - nur begrenzt. Da ist einerseits eine Gestaltung, die komische Situationen häufig zu Gags verflacht, da gibt es andererseits eine Fülle von Parallelhendlungen, die in ihrem Realbezug zu demonstrativ-zeigefingerhaft erscheinen. Und es ist schließlich - auch wenn sich das "eigentliche" Geschehen in einem Satz ausdrücken läßt - sehr viel an Nebenhandlungen in diesen Film hineingepackt worden, beispielsweise die Penner, die im Knast überwintern wollen und weitere einzelne Figuren des Randgeschehens.

Auch die filmische Gestaltung durch die Kamera, durch die Ausstattung, durch die Montage, vermag nicht durchgehend zu überzeugen und bleibt über lange Strecken durchschnittlich, zB. in der zu ausführlichen Beschreibung einzelner Szenen in der Zelle der Männer bzw. der Frauen, durch einen gewissen Leerlauf bei dem Transport von Michael, in Nebenhandlungen, wie etwa der Essensausgabe in Landsberg.
Daß dennoch der Bewertungsausschuß zu einem Prädikat sich entscheiden konnte, ist begründet in dem Komödiencharakter, den der Film alles in allem durchhält, und der damit verbundenen Nachdenklichkeit, die er zu erzeugen vermag. Dabei war zu berücksichtigen, daß die schauspielerische Leistung der beiden Hauptdarsteller, die sehr verhalten und realistisch geführt sind, durchaus bemerkenswert ist.