Rosenstrasse

Kinostart: 18.09.03
2003
Filmplakat: Rosenstrasse

FBW-Pressetext

An historischen Fakten orientierte, mit großem erzählerischen Atem vermittelte Familiengeschichten, die auf beklemmende Weise die Auswirkungen der Judenverfolgung bis in die Gegenwart deutlich machen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Margarethe von Trotta
Darsteller:Martin Feifel
Drehbuch:Margarethe von Trotta; Pamela Katz
Länge:135 Minuten
Kinostart:18.09.2003
Verleih:Concorde
Produktion: Studio Hamburg Letterbox Filmproduktion GmbH, Tele-München Fernseh; Get Reel Productions;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Historisch verbürgt sind die Ereignisse in der Berliner Rosenstrasse, wo vom 27. Februar bis 6. März 1943 eine Schar verzweifelter "arischer" Frauen vor dem zum Gefängnis gewordenen jüdischen Wohlfahrtsamt demonstrierte und so ihre jüdischen Ehemänner vor der Deportation rettete. Ganz ohne die Darstellung von Gewalthandlungen erreicht dieser klug inszenierte Film eine beeindruckend suggestive, emotionale Wucht. Unpathetisch, ohne Längen, ohne bleierne Schwere oder belehrende Zeigefinger erzählt der Film seine Geschichten, findet in seinen berührenden Mutter-Tochter-Konflikten eine eigenständige Sehweise auf Geschichte und Gegenwart, bündelt die Rückblenden zu eleganten Spannungsbögen. Maria Schrader, Jürgen Vogel, Lena Stolze oder Jutta Lampe stehen stellvertretend für die hochkarätige Besetzung, Doris Schade und Katja Riemann stellvertretend für herausragende Darstellerleistungen.
Aufmerksamkeit gibt es für viele kleine Gesten der Hilfe und der Feigheit, für die Banalitäten des Faschismus und die kleinen Feuer der Humanität. Mit dem Thema der arisch-jüdischen Mischehen und mit einem intelligenten Drehbuch gelingt Regisseurin Margarethe von Trotta ein unverbraucht wirkender, tiefenscharfer Blick auf die deutsche Vergangenheit. Wie beiläufig zieht der Film in seinen Bann. Wie nebenbei enthüllen sich historische Wahrheiten, etwa als die junge Hannah (Maria Schrader) mitten in Berlin im heutigen deutschen Alltag an einem Denkmal für die deportierten Juden das Laub vom Boden streift, während nahebei im Park Tischtennis gespielt wird.
Und ausgerechnet ein frivoles Lied von Friedrich Holländer („Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“) auf einem Abendempfang beim Propagandaminister Goebbels (Martin Wuttke) ist es, das die emotionalen Abgründe des Film erhellt. So wird der Film – neben allem Geschichtsunterricht – auch zu einem bewegenden Lehrstück über Liebe und Menschlichkeit.