FBW-Pressetext

Ein knallbunter Verkehrs(erziehungs)film der ganz anderen Sorte, bei dem der Tod die Regie übernimmt. Jugendlicher Leichtsinn und Trunkenheit am Steuer wird hier mit einer überraschenden Schlusspointe kurz und knackig auf den Punkt gebracht. Die gekonnte Mischung aus Echtfilmmaterial und Zeichentrick im ganz eigenen Retro-Comic-Look, die rasante Musik und die Karikatur ähnlichen Figuren verleihen diesem Animationsfilm seine mit feiner Ironie durchsetzte Überzeugungskraft. Ohne moralischen Zeigefinger und bei guter Unterhaltung bleibt diese Moritat sicher nicht ungehört. Frei nach dem Motto: Das Leben ist kurz und endet meistens tödlich...
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Alfred Dieler
Drehbuch:Karl Rotenberger
Länge:4 Minuten
Produktion: Hand-Made Pictures / Atelier für Animationsfilm Alfred Dieler
FSK:6
Förderer:Filmstiftung NRW; Hessische Filmförderung

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Wir werden in eine Szenerie eingeführt, die schon in zahlreichen Facetten reflektiert wurde, also keinesfalls unbekannt ist. Es kann auch kaum Zweifel am Ausgang des Geschehens geben, sobald sich die Meute aus dem mobilisierenden Dunstkreis des Alkohols hinaus ins Auto begibt und die Straßen vereinnahmt. Die Zeichnung brilliert mit einem sehr gekonnten, aber bereits seit Wilhelm Busch bekannten und in der Werbe- und Comic-Branche der fünfziger Jahre fortgesetzten Stil.

Was ist es also, das uns so am Geschehen festhalten und gespannt dem horriblen Ausgang entgegen sehen lässt? Es ist das „Gerade darum“. Wir wollen als Kind gerade darum ein bestimmtes Märchen immer wieder hören, weil wir jeden Satz schon kennen und uns auf das baldige Kommen weiterer Bekanntheiten freuen. Es ist die Moritat, von deren sich immer wiederholenden „Erschröcklichkeiten" die Menschheit des Mittelalters nicht genug kriegen konnte. Es ist die Dramaturgie des „Struwwelpeter" und von „Max und Moritz", die uns die Schreckensbilder mit der beruhigenden Gewissheit genießen lässt, dass uns ein wohlmeinender Erzähler den rechten Weg weisen will. In diesem Sinne personalisiert der Film als retardierendes Moment den Gevatter Tod. Wer jedoch dessen persönliches Erscheinen ignoriert und sogar den lächerlichen Glauben hegt, den Tod töten zu können, dem ist nicht mehr zu helfen.

Dass der Retrolook eine sehr bewusste Entscheidung der Macher ist, wird durch die Kontrastierung der Zeichnung mit modernen und technisch hoch qualifizierten Realaufnahmen belegt.

Das höchste Prädikat für diesen gelungenen Kurzfilm.