Propaganda

Kinostart: 14.10.99
1999
Filmplakat: Propaganda

Kurzbeschreibung

Ein Hauptzollbeamter bewacht 1948 die Grenze zwischen Syrien und
der Türkei und gerät in Konflikt mit seinen Verwandten und den
anderen Dorfbewohnern.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Geschichtsfilm; Komödie; Romanze
Regie:Sinan Cetin
Darsteller:Kemal Sunal; Metin Akpinar; Meltem Cumbul; Rafet El Roman
Länge:108 Minuten
Kinostart:14.10.1999
Verleih:Warner
Produktion: Plato Film Production Co., Plato Film Production;
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film kleidet sein eminent politisches Thema, die Errichtung
einer Staatsgrenze und deren Auswirkungen, in das Gewand einer
anrührenden, emotional genau gezeichneten Tragikomödie, in der
sich die Figuren selbst der Lächerlichkeit preisgeben und gerade
dadurch Würde erhalten. Der naive Held möchte nur seine Pflicht
tun, das kollidiert mit seiner Umgebung, und ihm droht der
Verlust seiner Menschlichkeit.

Heimatliche Geborgenheit wird in faszinierenden Bildern einer
unwirtlich kargen Landschaft, eines Dorfes an der Grenze zwischen
der Türkei und Syrien und seiner Bewohner spürbar. Es ergibt sich
eine absurde Lage, als mitten durch das Dorf eine Grenze gezogen
und die Heimat bedroht wird.

In der Art alter Geschichtenerzählungen folgen wunderbar
komödiantische Spielhandlungen, wenn die Dorfbewohner versuchen,
sich mit der Gegebenheit, der neuen Grenze, zu arrangieren. Die
glänzend geführten Darsteller lassen ihre Rollen ohne Helden-
oder Opferpathos hoch emotional die neue Situation durchleben.
Komische und anrührende Szenen werden immer wieder gebrochen
durch Momente von Willkür und zunehmender Handlungsunfähigkeit.
Sukzessiv ändern die Personen ihr Verhalten. Wie in einem
Lehrstück stehen sich schließlich einstige Freunde als Feinde
unvereinbar gegenüber.

Die sich verstärkende Entwicklung zur Machtlosigkeit wird durch
liebevolle und komödiantische Sequenzen, wie die Schule und der
Tauschhandel am Stacheldraht oder das Pfeifenrauchen am
Schlagbaum aufgelockert. Dabei bleibt ständig die Spannung
bestehen, ob physische Gewalttätigkeiten ausbrechen werden.
Den Bruch mit seinem Freund scheint der naive Anti-Held noch zu
verkraften. Der Verlust seiner Familie treibt ihn fast in den
Wahnsinn, bis er sich schließlich zu einer wahrhaft heldischen
Tat entschließt.

Die Charaktere in dieser Parabel tragen archaische Züge. Die
Beschreibung der Frauenrollen widerspricht dem landläufig
gezeichneten islamischen Frauenbild. Sie erfüllen wesentliche
Funktionen, indem sie die Entmachtung in Gang setzen. Die
wunderbare Filmerzählung wird kongenial unterstützt von einer
Kameraführung mit artifiziellem Licht und entsprechender
Farbgebung, von einer rhythmisch präzisen, spannungsvollen
Montage und einer Filmmusik, die Elemente der Volksmusik gelungen
einbindet.