Potpourri - Mary Bauermeister (2006 - 2009)

Filmplakat: Potpourri - Mary Bauermeister (2006 - 2009)

FBW-Pressetext

Das Werk der Künstlerin Mary Bauermeister ist schwer in Worte zu fassen. Und ihr kreatives Schaffen ist ebenso facettenreich wie die einzelnen Kunstwerke, die auf der ganzen Welt bewundert werden können. Wie also kann man dieses kreative Füllhorn, dieses Potpourri an Eindrücken, in einen Film übersetzen? Der Filmemacher Gregor Zootzky, der auch als Assistent Bauermeisters tätig war, setzt mit seinem experimentellen Dokumentarfilm der Künstlerin ein mehr als gelungenes Denkmal, indem er das Porträt kaleidoskopartig anordnet. Dies beginnt schon in der dreifachen Bildaufteilung, die die Person, den Schaffensprozess und das fertige Kunstwerk gleichzeitig porträtiert. Die Zuschauenden können frei entscheiden, welchem Fokus sie im Bild folgen wollen. Als Teil einer Ausstellung zum Werk und Leben Mary Bauermeisters ist der Film bestens geeignet, denn er lädt ein zur wiederholten Rezeption und zur Entdeckung dieser Frau, die einen enormen Anteil an der künstlerischen Fluxus-Bewegung der 1960er Jahre hatte. Eine Bewegung, die den Schaffensprozess ins Zentrum der Kunst stellt. POTPOURRI atmet diesen Geist und ist somit eine mehr als angemessene und klug durchdachte Verbeugung vor der großen Kunst einer noch größeren Künstlerin.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Gregor Zootzky
Kamera:Gregor Zootzky
Schnitt:Gregor Zootzky
Musik:Simon Stockhausen
Webseite:gregorzootzky.de;
Länge:26 Minuten
Produktion: Atelier Gregor Zootzky Gregor Zootzky

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Wenn heutzutage von „Fluxus“ die Rede ist, müssen die meisten erst einmal den Wikipedia-Eintrag um Rat fragen. Das war nicht immer so. Fluxus war in den 60er Jahren eine durchaus bekannte und vielversprechende Kunstrichtung. Fluxus versprach eine Art Abrechnung mit, oder Provokation des Hochkulturellen, eine Art Happening, an dem auch viele Künstler und Künstlerinnen aus Deutschland beteiligt waren. Mary Bauermeister ist eine von ihnen.

„Das Grandiose in Gewöhnlichem zu sehen“: So beschreibt Gregor Zootzkys POTPOURRI an einer Stelle die Arbeit Mary Bauermeisters. Der Filmemacher folgt der Künstlerin gleich zu Beginn des Films ins Atelier, wo sie die Bedeutung von Kieselsteinen demonstriert. Zootzky scheint eine äußerst intensive Zeit in ihrer Nähe der Künstlerin verbracht zu haben und wird von ihr gar als Assistent tituliert. POTPOURRI vermag diese Momente von Annäherung wunderbar zu vermitteln. Im Split-Screen-Verfahren dokumentiert Zootzky die Momente seiner Begegnungen mit Bauermeister und ihrer Kunst, führt die Zuschauer von ihrem Atelier zu Ausstellungsflächen in aller Welt und versäumt es auch nicht, Wegbegleiter zu Wort kommen zu lassen.

Wie ein Triptychon nimmt das dreigeteilte Filmbild die Leinwand ein. Die collagierten Szenen darin sind häufig blass, mitunter unscharf. Genauso verhält es sich mit der tonalen Ebene, auf der einige Wortbeiträge nur schlecht zu verstehen sind. Eindrücke, die den persönlich-historischen Touch des Filmmaterials zu verstärken wissen. Und letztlich ist auch der Split-Screen filmgeschichtlich eine beliebte Technik der 60er Jahre. POTPOURRI ist eine liebevolle Hommage an Mary Bauermeister.

Sicherlich ist das Medium bekannt für eingeschränkte Blickwinkel und sicherlich ist Zootzkys Film eine Ehrenbezeugung. Und dennoch: Wie sich in der Diskussion gezeigt hat, erscheint der Film den Jurymitgliedern an manchen Stellen ein wenig zu distanzlos, bzw. zu nahe an der Person Bauermeisters. Tatsächlich wirkt Zootzkys POTPOURRI wie eine überaus persönliche Erinnerung an die Künstlerin. Das schafft einerseits vertrauliche Nähe, andererseits aber lässt diese Nähe kaum Raum für eine eigene, kritische, damit aber umso persönlichere Rezeption des Zuschauers. Ein individuelles Bild der Künstlerin zu entwerfen, will der Film nicht zulassen, wobei genau dies aber im Interesse Bauermeisters Kunst- und Weltbild liegen könnte.

Die Jury ist sich sicher, dass POTPOURRI eine Bereicherung für jede Bauermeister-Ausstellung oder Werkschau darstellt. Eingebettet in die Arbeiten der Künstlerin, mit den Möglichkeiten der Reflexion, ist POTPOURRI eine ideale Ergänzung zum Schaffen Bauermeisters. Doch sehen die Bewertungsgrundlagen vor, Filme für sich, das heißt getrennt von der möglichen Einbindung in Ausstellungen oder ähnliche Hintergrundinformationen, zu betrachten und zu bewerten. Nach reichlicher Diskussion und unter Betrachtung aller dargelegten Informationen verleiht sie Gregor Zootzkys POTPOURRI gerne das Prädikat WERTVOLL.