Pleasantville - Zu schön, um wahr zu sein

Kinostart: 04.03.99
1998
Filmplakat: Pleasantville - Zu schön, um wahr zu sein

Kurzbeschreibung

Zwei Teenager fliehen aus der düsternen Jetztzeit in die heile
Welt einer amerikanischen Familienserie der 50er Jahre und stören
mit ihren eigenen Gedanken, Wünschen und Gefühlen die spießige
Gemeinschaft.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Komödie; Fantasy
Regie:Gary Ross
Darsteller:Joan Allen; Jeff Daniels; Tobey Maguire
Drehbuch:Gary Ross
Länge:125 Minuten
Kinostart:04.03.1999
Verleih:Concorde
Produktion: New Line Productions, Inc., New York, N.Y, New Line Productions;
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mit spielerischer Leichtigkeit überwindet der Film die Grenzen
von Raum und Zeit, von Realität und Illusion. In eine einfache
und leicht nachvollziehbare Rahmenhandlung fügt sich eine
Kunstwelt ein, die durch den Jugendlichen David zum Leben erweckt
wird. Aus seinem gegenwärtigen Zuhause mit düsteren
Zukunftserwartungen flüchtet er sich in eine heile und Zuversicht
vermittelnde Welt der amerikanischen Fernsehserie aus dem Jahr
1958. Mit Hilfe eines alten Mannes wird er plötzlich gemeinsam
mit seiner Schwester in diese Serie hineinkatapultiert. Während
die Schwester versucht, auch hier ihre Bedürfnisse auszuleben und
damit eine Veränderung in Gang setzt, gerät David, da er den
Ablauf der Serie ja genau kennt, in den Konflikt, sich
anzupassen, um nicht zu stören, oder einzugreifen und womöglich
alles kaputt zu machen. Sein Wunsch nach Wachstum und Entfaltung
seiner Individualität zerstört die ersehnte Geborgenheit in dem
"heilen" Weltsystem. Schrittweise und immer wieder überraschend
enttarnt sich die Serienwelt als geschlossener Kosmos. Hier wird
sich David seiner Stärken bewußt, und er wird erwachsen.

Virtuos sind die filmischen Mittel von Kameraführung,
Ausstattung, Kostüm und Maske, Montage und Musik eingesetzt, um
die Atmosphäre der jeweiligen Welten aufblühen zu lassen, und
auch die Darstellerführung erzeugt die perfekte Illusion zweier
Zeiten. Wie in der schwarz-weißen Welt der Serie der allmähliche
Einsatz von Farbe die fortschreitenden Veränderungen deutlich
macht, ist dramaturgisch geschickt gesetzt und technisch brillant
gelöst. Höchst unterhaltsam sind Sündenfall und Erkenntnis in
Szene gesetzt.

Die spannenden Etappen, in denen die alte Ordnung wieder
hergestellt werden soll, zeigen ohne pädagogischen Zeigefinger
die Machtsysteme, zu denen sich einzelne Personen gliedern. In
ihrem Mikrokosmos werden Phänomene, wie Diktatur,
Bücherverbrennung, Ausgrenzung und Rassismus deutlich, ohne daß
Feindbilder bemüht werden müßten.

Wie beiläufig gliedern sich abendländische Metaphern für die
Wachstumsstadien eines im besten Sinne heldischen und Erlösung
bringenden Menschen in die Geschichte ein (der alte Mann, der
brennende Baum). Die filmische Umsetzung akzentuiert dies mit
viel feiner Ironie und Charme. Die wunderbar vielschichtige
Tonebene verbindet Anklänge an die Mode einer Zeit abwechselnd
mit Musikzitaten und mit dem ungewöhnlich mutigen Einsatz von
Ruhe und Stille.